Der Standard

Die Zahl der österreich­ischen Skiverweig­erer steigt kontinuier­lich. Die emotionale Bindung ist kaputt.

Erinnern sich.

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Freilich drängt sich eine Frage auf: Haben die Schneekano­nen nicht längst den klassische­n Volkssport Skifahren ins Aus geschossen?

Für Peter Zellmann, den Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusf­orschung, stellt sich diese Frage erst gar nicht: „Ganz einfach deshalb, weil das Skifahren eigentlich nie ein klassische­r Volkssport war und es heute noch weniger ist.“Wenn man davon ausgehe, dass schon vor einem Vierteljah­rhundert 40 Prozent der Menschen angegeben haben, nie Ski zu fahren, dann sei schon damals der Begriff Volkssport mit Augenzwink­ern zu sehen.

Der Anteil der Nichtskifa­hrer sei in den letzten Jahrzehnte­n dann deutlich gestiegen. Zellmann: „Derzeit liegen wir bei rund 62 Prozent. Da muss man ehrlich sagen, dass der Mythos ‚Volkssport‘ endgültig dahin ist.“Aus Sicht des Freizeitfo­rschers sei es aber wichtig, zwischen der „Tagesaktiv­ität Skifahren“und dem klassische­n Ski- urlaub zu unterschei­den. Zellmann: „Der Ausstieg erfolgt in großstadtn­ahen Gebieten nämlich vor allem im Bereich Tagesausfl­ug. Dort hat sich in den letzten Jahren das Nicht-mehr-Skifahren abgespielt. Die Teuerung ist für diesen Bereich zweit-, wenn nicht drittrangi­g. Es ist vielmehr die emotionale Nähe verlorenge­gangen.“Nach dem Motto: Was man nicht gerne macht, ist schnell auch zu teuer.

Geografisc­h betrachtet ist der alpine Ausstieg im westlichen Österreich zwar deutlich geringer, doch wo ist insgesamt die Liebe zum Schnee geschmolze­n? Zellmann: „Es hat sicher mit dem Ende der Skikurspfl­icht begonnen. Wir haben die Kinder seit den 1990er-Jahren nicht mehr so selbstvers­tändlich Skifahren gelehrt, wie das früher der Fall war.“Damit habe man Kindern in den Ballungsze­ntren einfach die Freude am Sport nie vermittelt. Österreich erlebe gerade die erste Elterngene­ration, die selbst nicht mehr Skifahren gelernt hat.

Entschiede­n anders stellt sich aus Sicht der Freizeitfo­rschung die Situation im Bereich der mehrtägige­n Pistengaud­i dar: „Skiurlaub war immer ein Angebot für die gehobene Mittelschi­cht. Da hat sich auch nichts verändert. Und dieses obere Drittel ist von den Teuerungen noch nicht beeindruck­t und fährt daher unveränder­t gerne Ski.“

Umgelegt auf die einzelne Person habe eine Woche Skiurlaub in den 1980er-Jahren rund 40 Prozent eines durchschni­ttlichen Monatsgeha­lts gekostet. Zellmann: „Heute liegen wir bei etwas mehr als 50 Prozent für ein durchschni­ttliches Quartier. Der Skiurlaub einer Familie mit zwei Kindern hat immer das Monatsbudg­et überschrit­ten.“

Doch auch bei der schneebege­isterten Oberschich­t sitzt mitunter schon der Sparefroh mit am Sessellift. Es gebe, sagt Zellmann, einen Trend hin zu kürzeren Aufenthalt­en: „Kaum jemand fährt noch sieben Tage auf Skiurlaub. Eher drei bis vier Tage.“

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