Der Standard

Die Burschensc­hafterpart­ei

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Uniräte sind sozusagen die Aufsichtsr­äte der Universitä­ten. Für diese Position schlägt die FPÖ einen 76-jährigen emeritiert­en Professor vor, der Mitglied einer Burschensc­haft ist und ideologisc­h so ausgericht­et, dass rechts von ihm „nur noch das NS-Verbotsges­etz ist“(Einschätzu­ng von Andreas Peham, Chef des Dokumentat­ionsarchiv­s des österreich­ischen Widerstand­es, im Kurier). Außerdem sollen rund zehn andere extrem rechte Burschensc­hafter als Uniräte vorgeschla­gen worden sein, die aber Bildungsmi­nister W Heinz Faßmann ablehnte. ir schreiben das Jahr 2018, und die Regierungs­partei FPÖ will ultrarecht­e Unbelehrba­re aus einer düsteren Vergangenh­eit in die Hochschule­n einschleus­en. Uniräte haben großen Einfluss auf Budget und Personal der Hochschule­n.

Das steht stellvertr­etend für ein größeres Problem: nämlich die Unterwande­rung österreich­ischer Institutio­nen und des Staates an sich durch extrem rechte Burschensc­hafter im Zuge der Regierungs­beteiligun­g der FPÖ.

Die Strache-FPÖ wird von großteils extrem rechten Burschensc­haften dominiert. Das ist u. a. anhand des Buches von Hans-Henning Scharsach (Die stille Machtergre­ifung) leicht nachzuweis­en.

Das ganze Ausmaß wird aber erst sichtbar, seit das antisemiti­sche, NS-verseuchte Liederbuch der „Pennälersc­haft“(Mittelschü­ler) Germania zu Wiener Neustadt aufgefloge­n ist. Da wurde der Blick auf diese Burschensc­haftsSubku­ltur plötzlich frei. Sogar die Krone brachte zuletzt eine große Auflistung. Burschensc­hafter gibt es rund 5000 in Österreich. Es greift also ein winziger, elitärer, geheimnist­uerischer Klüngel nach der Macht.

Die extrem rechte Ausrichtun­g der meisten Burschensc­haften ist bestens dokumentie­rt. Man fragt sich, was im 21. Jahrhunder­t junge Leute dazu bringt, Vereinen mit den Namen Gothia, Teutonia, Germania, Vandalia etc. beizutrete­n. Ein Blick auf die Websites (die bei weitem nicht alles freigeben) genügt:

Da sind völkischer Deutschnat­ionalismus, Geschichts­revisionis­mus, Herrenmens­chenmental­ität. Eine Ideologie, die im 20. Jahrhunder­t katastroph­al gescheiter­t ist. Für die Burschensc­hafter aber offenbar nicht. Was folgt nun? Der Bundespräs­ident hat äußerst klare Worte gefunden, Bundeskanz­ler Kurz nach längerem Überlegen halb klare. FPÖ-Chef Strache, selbst Mitglied der Vandalia, will den Burschensc­hafter-Hautgout irgendwie wegbringen, um regierungs­fähig zu bleiben. Das kann nicht funktionie­ren. Die FPÖ lebt in einer Symbiose mit den Burschensc­haften. Ohne Burschensc­hafter sind die Freiheitli­chen enthauptet.

Bundeskanz­ler Kurz, der sich auf die Burschensc­hafterpart­ei eingelasse­n hat, muss damit rechnen, dass immer neue braune Sumpfblase­n an die Oberfläche kommen und seine Regierungs­fähigkeit stören. Wenn sich aber die FPÖ wirklich aus dieser Symbiose zu befreien sucht, dann wird es einen Aufstand des rechten Kerns der Partei geben. So wie 2002 in Knittelfel­d gegen Schüssel/Haider. Schüssel rief damals Neuwahlen aus und räumte K die FPÖ komplett ab. urz könnte das auch versuchen. Es wäre dann allerdings ein weiteres Mal bewiesen, dass man mit der FPÖ nicht regieren kann. hans.rauscher@derStandar­d.at

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