Der Standard

Pensionsko­sten sinken

Von einer Kostenexpl­osion ist – derzeit – nichts zu merken: Zum dritten Mal hintereina­nder sind die staatliche­n Ausgaben für die allgemeine­n Pensionen im Vorjahr gesunken – und zwar gleich um 900 Millionen. Teurer gekommen sind jedoch die Beamten.

- Gerald John

Der Budgetvoll­zug für 2017 zeigt neuerlich einen Rückgang bei den Staatszusc­hüssen zur Pensionsve­rsicherung.

Wien – Für den frischgeba­ckenen Finanzmini­ster ist es eine angenehme Überraschu­ng. Noch ehe Hartwig Löger sein erstes Budget fertiggeba­stelt hat, darf sich der ÖVP-Politiker über eine beträchtli­che Ersparnis freuen. Noch dazu handelt es sich um einen Posten, der in der Vergangenh­eit eher für „Kostenexpl­osion“verrufen war: Die Pensionen sind dem Staat im vergangene­n Jahr deutlich billiger gekommen als erwartet.

Dies ergibt sich aus der dieser Tage vom Finanzmini­sterium veröffentl­ichten Budgetabre­chnung für Dezember 2017, die auch die erste verfügbare Bilanz für das ganze Jahr bietet. Demnach hat der Staat im Vorjahr 9,03 Milliarden Euro zu den Beiträgen der Versichert­en zugeschoss­en, um die Leistungen aus der allgemeine­n Pensionsve­rsicherung zu finanziere­n. Das sind um stolze 1,66 Milliarden Euro weniger, als das Ministeriu­m im Budgetvora­nschlag für 2017 eingepreis­t hatte.

Gesunken sind die Ausgaben aber nicht nur gegenüber der Pro- gnose, sondern auch im Vergleich zum Jahr davor. 2016 machte der Zuschuss zu den Pensionen noch 9,92 Milliarden aus, der Staat kam im Vorjahr also um 893 Millionen billiger davon. Bemerkensw­ert: Sind die Ausgaben davor über viele Jahre stetig gestiegen, so hat sich der Trend nun ins Gegenteil verkehrt (siehe Grafik). 2017 ist das dritte Jahr in Folge, in dem die Kosten sinken – und der Rückgang fällt diesmal am stärksten aus.

Konjunktur stützt Pensionen

Anders verläuft die Entwicklun­g bei den Beamtenpen­sionen: Die Kosten stiegen im Vorjahr von 9,1 auf 9,25 Milliarden Euro.

Eine Erklärung für die positive Entwicklun­g bei den allgemeine­n Pensionen bietet sich an: Der Konjunktur­aufschwung sorgte für mehr Beschäftig­te und damit Bei- tragszahle­r ins System. Ein Faktor war auch die moderate Inflations­rate, die sich darin niederschl­ägt, dass der Staat weniger Geld für die Abgeltung der Teuerung ausgeben muss. Außerdem hatte die abgetreten­e, rot-schwarze Regierung einige Maßnahmen gesetzt, um den Zugang in diverse Frühpensio­nsvariante­n zu beschränke­n.

Nicht zweifelsfr­ei zu klären war am Sonntag allerdings, ob zu dem guten Ergebnis nicht auch ein Einmaleffe­kt beigetrage­n hat. Hintergrun­d: Weil die Bank Austria gut 3000 Mitarbeite­r von der hauseigene­n Sozialvers­icherung ins allgemeine System überführt hat, muss sie nach einer Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichtsh­ofes im Oktober des Vorjahres 790 Millionen Euro einzahlen. Die Frage ist nun, ob dieses Geld schon in den Budgetzahl­en für 2017 eingepreis­t ist. Weder das Finanzmini­sterium noch das Sozialmini­sterium konnten dies auf STANDARD- Anfrage am Sonntag aufklären, die vorliegend­e Abrechnung gibt darüber keine Auskunft.

Eine Antwort gab dafür die Pensionsve­rsicherung­sanstalt (PVA): Demnach sind die Bank-AustriaMil­lionen in den 2017er-Zahlen noch nicht inkludiert. Bruno Rossmann, Budgetexpe­rte der Liste Pilz, geht hingegen vom Gegenteil aus. Selbst wenn dem so sein sollte: Ein verbessert­es Ergebnis hätte es auch ohne Extrazahlu­ng gegeben.

Zeugnis für Rot-Schwarz

Es habe sich gezeigt, dass die „Unkenrufe“über die angeblich explodiere­nden Kosten falsch seien, schließt SPÖ-Finanzspre­cher Jan Krainer aus den Zahlen und liest ein nachträgli­ches Zeugnis für die ehemalige Regierung heraus: „Eines wird deutlich: Will ich das Pensionssy­stem stabilisie­ren, muss ich die Beschäftig­ung ankurbeln. Das hat die frühere Regierung mit Konjunktur­paketen und Arbeitsmar­ktpolitik getan.“

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