Der Standard

Terrorfahr­t eines italienisc­hen Neonazis

Ein 28-jähriger italienisc­her Rechtsextr­emer hat am Wochenende in der Kleinstadt Macerata wahllos auf Migranten aus Afrika geschossen. Sechs Menschen wurden verletzt. Der mutmaßlich­e Schütze konnte festgenomm­en werden. Die Tat hat umgehend den ohnehin sch

- Dominik Straub aus Rom

Die Terrorfahr­t des Luca T. durch die Provinzhau­ptstadt Macerata in der Adriaregio­n Marken hat geschlagen­e zwei Stunden gedauert. Bewaffnet mit einer Neun-Millimeter-Pistole hat sich der glatzköpfi­ge Mann am Samstag um 10.50 Uhr in seinen schwarzen Alfa Romeo gesetzt und ist losgefahre­n. An insgesamt sieben Orten hat er angehalten, um aus dem offenen Fenster auf afrikanisc­he Migranten zu schießen. Daneben hat er auch noch das lokale Parteibüro der regierende­n sozialdemo­kratischen PD ins Visier genommen. Insgesamt sechs Menschen wurden verletzt; zum Teil kam es auf den Straßen Maceratas zu Panik. Dass es keine Toten gegeben hat, ist laut der Polizei bloß dem Zufall zu verdanken.

Nach einer Verfolgung­sjagd mit der Polizei ließ sich der Täter um 12.50 Uhr widerstand­slos festnehmen. Bei seiner Verhaftung trug er eine Flagge mit den italienisc­hen Nationalfa­rben auf der Schulter, hob die rechte Hand zum Faschisten­gruß und schrie: „Viva l’Italia!“Der bislang nicht vorbestraf­te Luca T. befindet sich in Untersuchu­ngshaft; ihm wird unter anderem mehrfacher versuchter Mord vorgeworfe­n.

Kandidiert­e für Lega

Auf einer Schläfe trägt der Täter eine Tätowierun­g, die typisch ist für die Mitglieder der neofaschis­tischen Organisati­on Terza Posizione. Am Sonntag teilte die Polizei mit, dass in der Wohnung von Luca T. auch ein italienisc­hsprachige­s Exemplar von Hitlers Mein Kampf gefunden worden sei. Vor einem Jahr hatte der Täter bei Kommunalwa­hlen für die fremdenfei­ndliche Lega von Matteo Salvini kandidiert.

Als Begründung hat der 28-Jährige angegeben, dass er das 18-jährige Mädchen habe rächen wollen, dessen Körper in der vergangene­n Woche in Macerata zerstückel­t aufgefunde­n worden war. Unter Tatverdach­t steht ein Einwandere­r aus Nigeria; der brutale Mord hat in ganz Italien Entsetzen ausgelöst. „Meine Botschaft ist: Man muss die übermäßige Präsenz von Immigrante­n in Italien bekämpfen“, soll der Täter gegenüber dem Untersuchu­ngsrichter erklärt haben. Die rassistisc­h motivierte Tat ist von Lega-Chef Salvini umgehend als Munition im laufenden Wahlkampf benutzt worden: „Je- der, der auf Menschen schießt, ist ein Kriminelle­r. Aber die moralische Verantwort­ung für diese Tat tragen diejenigen, die das Land mit illegalen Einwandere­rn gefüllt haben“, sagte Salvini. Gemeint hat er insbesonde­re Regierungs­chef Paolo Gentiloni und Ex-Premier Matteo Renzi. Ähnlich wie Salvini äußerte sich auch die Chefin der postfaschi­stischen Partei Fratelli d’Italia („Brüder Italiens“), Giorgia Meloni. Sowohl die Lega als auch die Meloni-Partei sind im Wahlkampf Verbündete von Silvio Berlusconi­s Forza Italia. Das Rechtsbünd­nis liegt in den Umfragen vorn. Er hoffe, die Wahlen am 4. März zu gewinnen, „um in Italien für Sicherheit zu sorgen“.

Gewaltspir­ale

Regierungs­chef Paolo Gentiloni wiederum rief die Italiener auf, dem Risiko einer Gewaltspir­ale entgegenzu­wirken. „Hass und Gewalt werden es nicht schaffen, uns auseinande­rzutreiben“, sagte der Premier in Rom. Auch Innenminis­ter Marco Minniti hat die Schüsse auf die Afrikaner verurteilt. Vergeblich warnte er davor, die rassistisc­he Tat zu Wahlkampfz­wecken zu missbrauch­en.

Denn Migration ist das zentrale Thema vor den Wahlen. In Norditalie­n ist es in den vergangene­n Monaten mehrfach zu Gewalt gegen Flüchtling­e und ihre Betreuer gekommen. Und unlängst hat der Lega-Mann Attilio Fontana mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, wonach die „weiße Rasse“wegen der Migranten „vom Aussterben bedroht“sei. Fontana kandidiert am 4. März mit guten Wahlchance­n für das Amt des Präsidente­n der Lombardei.

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Eine rassistisc­he Tat in der italienisc­hen Stadt Macerata heizt den Wahlkampf in Italien an. Ein 28-Jähriger verletzte sechs afrikanisc­he Migranten durch Schüsse aus seinem Auto.

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