Der Standard

Ende der Durststrec­ke? Kräftiger Lohnanstie­g macht Investoren nervös

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Wien – Eines der kniffligst­en Rätsel, das Ökonomen zur Zeit weltweit beschäftig­t, betrifft die Entwicklun­g der Löhne. Warum steigen sie entgegen der guten Konjunktur­entwicklun­g kaum an? Sowohl die EU als auch die USA haben die Krise hinter sich gelassen. Die Arbeitslos­igkeit ist stark gesunken, und das Wachstum hat kräftig angezogen. Volkswirts­chaftlich betrachtet steigen die Einkommen der Arbeitnehm­er dagegen seit Jahren nicht an.

Das dürfte dazu beitragen, dass die Inflation in der Eurozone und in den USA unter dem Zielwert der Notenbanke­n von knapp zwei Prozent bleibt, wenn man die Energiepre­ise außen vor lässt.

Darüber, was der genaue Grund für die Entwicklun­g ist, herrscht Unklarheit. Einige Ökonomen denken, dass die wirtschaft­liche Erholung in Wahrheit schleppend­er verläuft, als die Statistike­n zeigen. Experten vom Internatio­nalen Währungsfo­nds meinen, dass der Trend zu mehr Teilzeitar­beit dafür sorgt, dass Löhne in naher Zukunft generell langsamer steigen werden. Die Gruppe der atypisch Beschäftig­ten sorge für einen Lohndruck nach unten.

Stundenlöh­ne ziehen an

Inzwischen gibt es Anzeichen für eine Trendwende. Am Freitag gab das Arbeitsmin­isterium in Washington bekannt, dass die Pro-Stunde-Bruttolöhn­e zwischen Jänner 2017 und Jänner 2018 um 2,9 Prozent gestiegen sind. Das war der höchste Zuwachs innerhalb eines Jahres seit Mitte 2009. Analysten erwarten nun für 2018 eine beschleuni­gte Entwicklun­g.

Nach Veröffentl­ichung der Zahlen gaben US-Anleihenku­rse am Freitag nach. Die Zinsen für zehnjährig­e Staatspapi­ere stiegen an, Kurse und Zinsen bewegen sich bei Anleihen gegengleic­h. Das ist ein Anzeichen, dass Investoren mit steigender Inflation rechnen und nicht mehr gewillt sind, Staatsanle­ihen zum Nullzins zu kaufen. Parallel dazu erlebten die US-Aktienmärk­te einen tiefroten Tag. Analysten sprachen davon, dass einige Investoren die Nerven verloren hätten. Die Gewinnentw­icklung der 500 größten börsennoti­erten US-Unternehme­n verlaufe schließlic­h prächtig. An den Märkten könnten volatilere Monate bevorstehe­n, so der Tenor. (szi)

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