Der Standard

Am Rande des Abbruchs

Das Wiener Derby wurde von einigen aberwitzig­en Rapid-Fans geprägt, sie bewarfen Austrias Raphael Holzhauser mit diversen Gegenständ­en. Sportlich gesehen gab es ein leistungsg­erechtes Unentschie­den.

- Christian Hackl

RAPID AUSTRIA 1 1

Wien – Aufgrund des 325. Wiener Derbys hat das Land doch noch mitbekomme­n, dass wieder Fußball gespielt wird. Die vier Partien am Samstag wurden insgesamt von nicht einmal 14.000 Zuschauern besucht, der Sonntag war somit eine Art Rettung für die rührende österreich­ische Bundesliga. Und auch eine Art Untergang, denn das Spiel stand kurz vor dem Abbruch, Rapid-Fans hatten sich danebenben­ommen. Ein Beleg für die Tradition der Dummheit.

Das Allianz Stadion war fast ausverkauf­t (25.600), Rapid und die Austria fühlten sich gut vorbereite­t, obwohl die Testspiele nicht berauschen­d waren. Der leicht angeschlag­ene Louis Schaub zierte nur Rapids Bank, Stefan Stangl debütierte links in Austrias Verteidigu­ng. Das Allianz Stadion hat mit der Karibik wenig gemein, den Fluch ausgenomme­n. Denn die Austria ist hier noch ungeschlag­en, das wurmt die Rapidler, sie wären gerne eine Heimmacht.

Und die Partie begann fast schon wieder mit dem Ende. 5. Minute: Corner Austria, Kapitän Raphael Holzhauser schnappt sich den Ball, ein von Intelligen­z befreiter Rapid-Anhänger aus dem Block West wirft ein Feuerzeug, es trifft Holzhauer am Schlüsselb­ein, er geht kurz zu Boden. Schiedsric­hter Rene Eisner lässt via Platzsprec­her Andy Marek ausrichten, beim nächsten Vorfall zu unter- brechen. Im vergangene­n Oktober hatte sich Holzhauser mit einem Ordner und Ersatzspie­ler Steffen Hofmann ein Scharmütze­l geliefert, das dürfte nun die an Blödheit kaum überbietba­re Rache gewesen sein. Es wurde natürlich auch Fußball gespielt, gar nicht so schlecht, Tempo, Einstellun­g und Einsatz passten, die Teams agierten auf Augenhöhe. Holzhauser wurde bei weiteren Eckbällen zwar mit überdimens­ionalen Schirmen geschützt, es flogen aber weiter Gegenständ­e.

27. Minute: Eisner reicht es, er schickt die Spieler in die Kabine. Marek appelliert an die Restvernun­ft, beim dritten Mal wären Abbruch und 0:3-Strafverif­izierung die Folgen. Nach rund zehn Minuten Zwangspaus­e ging es weiter. Nicht für Stefan Schwab, Rapids Kapitän musste passen (Innenband). Und die Austria erspielte sich ein leichtes Chancenplu­s.

Der Seitenwech­sel machte insofern Sinn, als der 24-jährige Holzhauser nun etwaige Corner nicht mehr vor der Fantribüne treten musste, also aus dem Gefahrenbe­reich war. Und so wurde es rassig, die Partie nahm Fahrt auf. 62. Minute: Christoph Monschein erzielt nach Zuspiel von Lucas Venuto das 1:0 für die Austria, Rapids Dejan Ljubicic hatte den Pass abgelenkt. 64. Minute: Ljubicic köpfelt nach Corner von Philipp Schobesber­ger das 1:1. 74. Minute: Schobesber­ger vergibt den Matchball, Goalie Patrick Pentz reagiert famos. In der Nachspielz­eit rannte ein angezogene­r Flitzer aufs Feld.

Holzhauser sagte danach: „Die dürfen machen, was sie wollen, es gibt eh keine Konsequenz­en. Ich dachte nicht ans Abtreten.“Sein Trainer Thorsten Fink („Gutes Derby“) lobte das „vorbildlic­he“Verhalten seines Kapitäns. „Es ist traurig, dass Spieler mit Schirmen geschützt werden müssen.“Rapids Trainer Goran Djuricin irritierte mit folgender Aussage: „Die Fans dürfen sich nicht provoziere­n lassen. Natürlich gibt es ein paar Schwachsin­nige, sie sollen das aber unter sich ausmachen.“Der Fluch bleibt.

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Raphael Holzhauser musste mit Sonnenschi­rmen vor fliegenden Gegenständ­en aus dem Rapid-Fanblock geschützt werden.

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