Der Standard

Akzeptable Weltunterg­änge

- Manuel Escher

Man kann es natürlich positiv sehen: Die Verzehnfac­hung des US-Atomarsena­ls, die Präsident Donald Trump im Sommer noch spontan verlangt haben soll, findet sich nicht in der amerikanis­chen Nuklearstr­ategie. Berater haben ihm wohl erläutern können, wieso Amerika nicht 68.000 Nuklearspr­engköpfe benötigt – mehr, als beide Gegner im Kalten Krieg gemeinsam hatten.

Dass das der erfreulich­e Aspekt ist, zeigt aber auch, wie besorgnise­rregend der am Freitag präsentier­te Bericht ist. Statt wie sein Vorgänger Barack Obama das Arsenal zu reduzieren, will Trump die Waffen selbst kleiner machen – weil Atombomben mit geringerer Sprengkraf­t leichter einsetzbar sind. Man will flexibel sein und abschrecke­n. Der Gegner sollen wissen, dass ein „begrenzter“Atomschlag im Extremfall auch Reaktion auf einen Cyberangri­ff sein könnte, wenn dieser die US-Infrastruk­tur trifft.

Richtig: Auch China und Russland haben kürzlich ihre Arsenale erneuert. Das Argument, dass es Waffenglei­chheit brauche, überzeugt trotzdem nicht. Im Kalten Krieg trug laut Anhängern nuklearer Bewaffnung das „Gleichgewi­cht des Schreckens“dazu bei, einen Krieg zu verhindern: Wer einen Atomschlag erwog, wusste, dass dies die eigene Vernichtun­g wahrschein­lich machte. Auf „MiniNukes“trifft dieses Argument nicht zu. Sie würden regionale Apokalypse­n auslösen, aber vielleicht keinen globalen Atomkrieg. Das macht ihren Einsatz wahrschein­licher.

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