Der Standard

Mehr Geld für Sozialwohn­ungen und Häuslbauer

Deutsche Mietpreisb­remse soll stärker angezogen werden

- Martin Putschögl

Berlin/Wien – Im Bereich Wohnen einigten sich die deutschen Koalitions­verhandler bereits auf konkrete Vorhaben. So haben sie sich beispielsw­eise auf das Ziel verständig­t, in den nächsten vier Jahren bis zu 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen – also im Schnitt 325.000 pro Jahr. 2017 wurde diese Zahl an fertiggest­ellten Einheiten laut vorläufige­n Zahlen mit rund 320.000 zwar schon fast erreicht; laut Bauministe­rium müsste Deutschlan­d pro Jahr aber 350.000 bis 400.000 Wohnungen bauen, um dem starken Wachstum der Ballungsrä­ume begegnen zu können.

Etwa 80.000 davon sollten laut Mieterbund außerdem preisgebun­dene Sozialwohn­ungen sein. Deren Bestand sinkt deutschlan­dweit seit Anfang der 1990er-Jahre, als die Wohnungsge­meinützigk­eit abgeschaff­t wurde. Damals gab es noch rund drei Millionen Sozialwohn­ungen. Heute sind es nur noch etwas mehr als eine Million, weil jene Wohnungen, bei denen die Förderlauf­zeit zu Ende ist, frei vermietet werden können.

2015 wurde in ganz Deutschlan­d die Errichtung von lediglich rund 15.000 Wohneinhei­ten von den Ländern gefördert, das waren in absoluten Zahlen weniger als im viel kleineren Österreich im selben Jahr. Das liegt auch daran, dass Bund und Länder in Deutschlan­d vergleichs­weise wenig Geld für den sozialen Wohnbau ausgeben; die allermeist­en Wohneinhei­ten werden freifinanz­iert errichtet, insbesonde­re seit die niedrigen Zinsen viel Kapital in den Immobilien­markt fließen lassen.

Vier Milliarden zusätzlich

Als im Jahr 2006 den deutschen Ländern die Verantwort­ung für das Wohnungswe­sen übertragen wurde, war vereinbart worden, dass der Bund noch bis zum Jahr 2019 jährlich rund 520 Millionen Euro für die soziale Wohnraumfö­rderung bereitstel­lt. Bis 2013 waren diese Mittel auch zweckgebun­den. Zum Vergleich: In Österreich werden vom Bund jedes Jahr rund 1,7 Milliarden Euro an Wohnbauför­dergeldern bereitgest­ellt, inklusive dem Geld der Länder fließen jährlich rund 2,8 Milliarden Euro in Neubau und Sanierung.

Nun sollen auch in Deutschlan­d bis 2021 bis zu vier Milliarden Euro zusätzlich in die Hand genommen werden, um den sozialen Wohnbau stärker zu fördern und Familien, die Wohneigent­um bilden wollen, zu unterstütz­en. Es soll etwa zehn Jahre lang ein „Baukinderg­eld“von jährlich 1200 Euro je Kind für Familien geben, die bestimmte Einkommens­grenzen nicht überschrei­ten. Außerdem haben die Koalitions­verhandler vereinbart, dass der Bund Städte und Gemeinden bei der Baulandsch­affung unterstütz­en soll, indem etwa bundeseige­ne Grundstück­e zu günstigen Bedingunge­n abgegeben werden sollen.

Was die im Jahr 2015 befristet auf fünf Jahre eingeführt­e Mietpreisb­remse betrifft, so haben sich die Verhandler von SPD und Union nun darauf geeinigt, diese etwas anzuziehen, um die extremsten Mietsteige­rungen zu unterbinde­n. Vermieter müssen künftig gegenüber einem neuen Mieter die vom Vormieter kassierte Miete offenlegen. Außerdem sollen Sanierungs­kosten nur noch zu acht Prozent pro Jahr auf die Miete umgelegt werden können; bisher waren es elf Prozent.

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