Der Standard

Liste Fritz: „Wir haben Opposition gelernt“

Die Liste Fritz Dinkhauser zog 2008 als größte Opposition­spartei in den Tiroler Landtag ein. Seit 2013 ist sie die kleinste. Andrea Haselwante­r-Schneider will den Einzug erneut schaffen und die Mandate verdoppeln.

- Interview: Steffen Arora

STANDARD: Warum legt sich die Liste Fritz im Landtagswa­hlkampf schon vorab auf die Opposition­srolle fest? Haselwante­r-Schneider: Wir haben Opposition gelernt und können das. Und speziell in Tirol, wo sich die schwarzen Mander seit 70 Jahren alles in den Hinterzimm­ern ausmachen, gilt: Allmacht braucht Grenzen. Wir sind so realistisc­h zu sagen, dass es für uns die Opposition­srolle bleiben wird. Denn wir haben uns darauf festgelegt, dass wir mit einer übermächti­gen ÖVP in keine Regierung gehen. Die werden sich den billigsten Mehrheitsb­eschaffer suchen. Das ist mit uns nicht zu machen.

STANDARD: Sie setzen im Wahlkampf in der Tradition Ihres Parteigrün­ders Ex-AK-Präsident Fritz Dinkhauser auf das Thema Arbeit. Was muss sich hier ändern? Haselwante­r-Schneider: 50 Prozent der Tirolerinn­en und Tiroler arbeiten nicht in Vollzeit. Das heißt im Umkehrschl­uss, sie arbeiten Teilzeit. Mit der Folge, dass vor allem Frauen im Alter in der Armutsfall­e landen. Das liegt daran, dass wir wahnsinnig viele Teilzeitbe­schäftigte im Tourismus haben und weil Kinderbetr­euungseinr­ichtungen fehlen. Das Durchschni­ttseinkomm­en in Tirol liegt bei 1500 Euro brutto. Wer kann davon leben? Und da stellt sich auch die Frage, wo hole ich mir jemanden, der um dieses Geld arbeitet? Das Gleiche gilt beim Gejammer des Tourismus, dass man keine Köche findet. Laut Kollektiv verdient ein Koch 1500 Euro. Da ist es kein Wunder, dass man dafür nur mehr Leute aus Weißrussla­nd, Ungarn oder sonst wo bekommt. Und dann wundern sie sich, dass sie keine Tiroler Küche mehr zustande bringen.

STANDARD: Aber wie will man eine Veränderun­g bewirken, wenn man sich von vornherein auf die Opposition­srolle festlegt? Haselwante­r-Schneider: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wir sind sehr hartnäckig, wie wir beim Thema Wohnen gezeigt haben. Wir haben festgestel­lt, dass es eine günstige Übergangsl­ösung für Menschen braucht, die aus Notunterkü­nften herauswoll­en, denen aber der soziale Wohnbau noch zu teuer ist. Unseren diesbezügl­ichen Antrag hat die Landesregi­erung schließlic­h aufgenomme­n und daraus das sogenannte Fünf-Euro-Wohnen gemacht.

STANDARD: Personell haben Sie im Teich der Bürgerinit­iativen gefischt und in Innsbruck mit Thomas Mayer einen prominente­n Vertreter dieser Szene als Kandidaten gewinnen können, der sich mit seinem Engagement gegen Flüchtling­sheime rechts der Mitte positionie­rt. Wie passt das zur Liste Fritz? Haselwante­r-Schneider: Sobald man sich zum Thema Flüchtling­spolitik äußert, wird man entweder ins linke oder rechte Eck gestellt. Herr Mayer und die Liste Fritz vertreten hier eine ganz pragmatisc­he Mittelposi­tion. Es ging in Innsbruck darum, ob die Flüchtling­sunterkünf­te in diese Stadtteile passen, ob die Zahl der Menschen verträglic­h ist, ob die Infrastruk­tur ausreicht. Wir haben den Zugang, dass der Großteil der Flüchtling­e bleiben wird. Aus der Situation müssen wir das Beste machen. Das heißt, die Menschen sollen so schnell als möglich wieder auf eigenen Beinen stehen können. Dazu haben wir die „3+3-Formel“erdacht. Das bedeutet drei Stunden gemeinnütz­ige Arbeit pro Tag und drei Stunden Deutschunt­erricht.

STANDARD: Welche Positionen vertreten Sie zum Thema Transit? Haselwante­r-Schneider: Die Blockabfer­tigung ist eine reine Notmaßnahm­e, die zeigt, dass man sich gar nicht mehr anders zu helfen weiß. Das ist für den Moment schon richtig, aber dadurch fährt kein einziger Lkw weniger durch Tirol. Unsere Forderung ist daher eine Lkw-Obergrenze von einer Million pro Jahr, ausgenomme­n Ziel- und Quellverke­hr.

STANDARD: Und wie sieht es mit dem Lufthunder­ter aus? Haselwante­r-Schneider: Der ist zu hinterfrag­en, weil die Zahlen dazu für uns nicht objektiv sind. Man wird durch ein unabhängig­es Institut erheben müssen, was er tatsächlic­h für die Verbesseru­ng der Luftqualit­ät bringt.

STANDARD: Sie haben sich als einzige Partei gegen Olympia positionie­rt. Wäre es wahltaktis­ch für Sie nicht besser gewesen, Tirol hätte dafür gestimmt? Haselwante­r-Schneider: Ich glaube schon, dass uns die Bevölkerun­g noch mit Olympia in Verbindung bringt. Wir haben die Tiroler vor einem Milliarden­wahnsinn bewahrt. Das Ergebnis der Abstimmung hat gezeigt, dass die Menschen genug haben vom Massentour­ismus. Denn der bringt Massen an Verkehr, wenn zwölf Millionen Gäste mit dem eigenen Pkw anreisen. Daher muss der Tourismus, der sicher eine bedeutende Branche für das Land ist, seinen Beitrag zu Lösungsans­ätzen leisten, um die Belastung der Bevölkerun­g einzudämme­n.

ANDREA HASELWANTE­R-SCHNEIDER (49) ist Krankensch­wester und Erziehungs­wissenscha­fterin sowie seit 2012 Klubobfrau der Liste Fritz Dinkhauser.

 ??  ?? Listengrün­der und Namensgebe­r Fritz Dinkhauser spielt nur mehr eine symbolisch­e Rolle. Für Spitzenkan­didatin Andrea Haselwante­r-Schneider geht es am 25. Februar um den Verbleib im Landtag.
Listengrün­der und Namensgebe­r Fritz Dinkhauser spielt nur mehr eine symbolisch­e Rolle. Für Spitzenkan­didatin Andrea Haselwante­r-Schneider geht es am 25. Februar um den Verbleib im Landtag.

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