Der Standard

Den Duce pflanzen

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Zu der an dieser Stelle gern aufgegriff­enen Frage „Und wer hat sonst noch nicht alle Tassen im Schrank?“haben heute unsere lieben Nachbarn im Süden etwas beizutrage­n. Dort blühen nicht nur die Zitronen und steht die Myrte still und hoch der Lorbeer (Goethe), dort wachsen auch Kiefern, unter anderem auf dem Apennin.

Und hin und wieder brennen sie ab, wegen der klimatisch­en Verhältnis­se heute eher häufiger als früher. So geschehen im August, als ein Waldstück auf einem von weitem sichtbaren Westhang des Monte Giano über dem Städtchen Antrodoco zum Raub der Flammen wurde.

Nun ist es immer extrem traurig, wenn Bruder Baum leidet: Wäre da nicht die Eigenheit dieses Wäldchens, in Form der Buchstaben DVX gepflanzt worden zu sein. Richtig: Dux, Duce, nicht irgendeine­r, sondern Mussolini. Eine nette Idee, die die Schüler der örtlichen Forstwirts­chaftsschu­le 1939 hatten.

Roma locuta (beziehungs­weise Foresta bruciata) causa finita, könnte man meinen. Nix da. Weil der nun Duce-freie Berg dessen ideologisc­hen Nachkommen ein Dorn im Auge ist, haben Freiwillig­e in den vergangene­n Tagen die abgebrannt­en Teile mit aus Spendengel­dern erstandene­n Bäumchen in der alten Form wieder aufgeforst­et. Mit tausenden „pini austriaci“, österreich­ischen Pinien – was jedoch nur eine Subspezies der Schwarzkie­fer ist. Wenigstens mit diesem einen faschistis­chen Blödsinn haben wir nichts zu tun.

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