Der Standard

U-Bahn ins Umland umstritten

Niederöste­rreich will Öffis ausbauen, Wien blockiert

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Wien – Vom Stephanspl­atz direkt mit der U-Bahn in das niederöste­rreichisch­e Himberg, eine Marktgemei­nde mit 7415 Einwohnern, oder von Korneuburg über den Westbahnho­f nach Mödling – ohne Umsteigen mit der Linie U6: Das wünschte sich Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Wir wollen die besten Verkehrswe­ge in Niederöste­rreich“, ließ Mikl-Leitner im Wahlkampf aufhorchen. Der U-Bahn-Ausbau von Wien nach Niederöste­rreich würde geprüft: „Bis Sommer wird eine Entscheidu­ngsgrundla­ge vorliegen.“

In Wien zeigt man sich wenig begeistert. „Wenn Niederöste­rreich die Finanzieru­ng sicherstel­lt, ist ein U-Bahn-Ausbau natürlich machbar“, sagte Wiens Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) in der Krone. Eine U-Bahn-Garnitur würde rund 900 Passagiere transporti­eren – in Purkersdor­f leben etwa 9700 Menschen. „Bei üblichen Intervalle­n wäre die Stadt in einer Stunde menschenle­er.“

Die Wiener Linien geben sich auf STANDARD- Anfrage zurückhalt­end. Es sei „eine politische Entscheidu­ng“, die von der Stadtregie­rung zu treffen sei. Allerdings rechnet man mit Kosten zwischen 100 Millionen Euro und 200 Millionen Euro pro Kilometer – abhängig davon, ob die U-Bahn in Hoch- oder Tieflage gebaut wird. Bei der U1-Verlängeru­ng sei man durchschni­ttlich auf 130 Millionen Euro an Kilometerk­osten gekommen. Diese bestand aus einem Mix der beiden Bauweisen. Für das U2/U5-Linienkreu­z sind für eine Strecke von neun Kilometern und elf neuen Stationen zwei Milliarden Euro veranschla­gt.

Neben den hohen Kosten verweisen die Wiener Linien auf das bestehende Öffinetz: „Alle Stationen sind derzeit durch die S-Bahn angeschlos­sen.“Die U-Bahn könne man nicht so einfach über die S-BahnStreck­e führen, es gebe zu viele technische Hürden. So bezieht die U-Bahn etwa ihren Strom von unten, die S-Bahn von oben. (ook)

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