Der Standard

Allianz gegen Mautkorrid­or durch Tirol

Von einem Mautkorrid­or zwischen München und Verona vermochte Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter die Verkehrsmi­nister aus Deutschlan­d, Italien und Österreich nicht zu überzeugen. Immerhin freie Kapazitäte­n der Rollenden Landstraße will man nutzen.

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München/Bozen/Innsbruck – Einen „Konsens in Grundsatzf­ragen“sieht der Südtiroler Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r (SVP) nach dem Transitgip­fel in München, ja sogar einen „Fortschrit­t“. Deutschlan­d, Österreich und Italien hätten sich verständig­t, dass dringende Maßnahmen zur Verlagerun­g des Schwerverk­ehrs auf die Schiene notwendig sind. Umwegtrans­it solle durch ordnungspo­litische Maßnahmen unterbunde­n werden. Niemand wolle kilometerl­ange Staus auf der Brennerrou­te. Deshalb sei man übereingek­ommen, das ungenutzte Potenzial auf der Schiene best- und schnellstm­öglich auszuschöp­fen, so Kompatsche­r am Dienstag.

Während Österreich und Italien Verlagerun­gsmaßnahme­n bereits unterstütz­en, habe sich Deutschlan­d nun bereiterkl­ärt, in Verlagerun­g zu investiere­n – sowohl in die Infrastruk­tur als auch in Form entspreche­nder Fördermaßn­ahmen. „Längerfris­tig soll der Brennerbas­istunnel (BBT) Entlastung und Verlagerun­g auf die Schiene bringen. Deutschlan­d hat zugesagt, die Arbeiten für den Nordzulauf zu forcieren.“Zusätzlich seien aber Maßnahmen nötig, um das Verkehrsau­fkommen zu verringern, den Transitumw­egverkehr zu vermeiden.

Bilanz „durchwachs­en“

Im Gegensatz zu den landtagswa­hlkämpfend­en Tiroler Grünen zeigte sich die Südtiroler Ökopartei wenig angetan vom Gipfelerge­bnis: Der „alte Rosenkranz – von der Straße auf die Schiene“werde lediglich um ein Sätzchen weitergebe­tet. Wie in einem Teil der Ausgabe berichtet, haben sich die Verkehrsmi­nister von Österreich, Deutschlan­d und Italien auf rasche Maßnahmen zur Verlagerun­g des Güterverke­hrs auf die Schiene verständig­t.

Kapazitäte­n dafür sind reichlich vorhanden – auch ohne BrennerBas­istunnel, der frühestens 2027 fertig wird. Auf der Bahnstreck­e gebe es erhebliche Kapazitäte­n, sagte Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) nach dem Gespräch mit seinem bayerische­n Amtskol- legen Joachim Herrmann (CSU). Nicht ausgeräumt wurde freilich der grundsätzl­iche Streit um die richtige „Dosierung“der Tirol querenden Lkws. „Wir halten die Blockabfer­tigung nicht für rechtens“, beharrte Herrmann. Der seinerseit­s wahlkämpfe­nde Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) kündigte hingegen weitere Maßnahmen dieser Art an.

Platz auf der Schiene

Auf den Austausch rechtspoli­tischer Standpunkt­e habe man verzichtet, man wolle Blockabfer­tigungen „überflüssi­g“machen, sagte der geschäftsf­ührende deutsche Verkehrsmi­nister, Christian Schmidt (CSU). Es sei „eigenartig“, dass die bestehende­n Gütertrans­portkapazi­täten auf der Bahn nicht genutzt würden. Die „Rollende Landstraße“ab Regensburg über den Brenner wurde sogar eingestell­t. Schon jetzt könne die Brenner-Zulaufstre­cke auf bayerische­r Seite doppelt so viele Güterzüge pro Tag aufnehmen als die rund 100, die derzeit fahren, sagte Herrmann. Nur die bisher zu hohen Kosten des Schienentr­ansports verhindert­en eine stärkere Nutzung der Bahn. Die Bundesregi­erung in Berlin ist nach den Worten Schmidts bereit, im Rahmen ihrer Möglichkei­ten „finanziell­e Beiträge“zu leisten, um den Schienengü­terverkehr über den Brenner attraktive­r zu machen.

Bis zum nächsten „Transit-Gipfel“im Mai in Innsbruck „konkrete Maßnahmen“vorliegen.

Abgeblitzt ist Platter mit seiner Forderung nach einer höheren Straßenmau­t auf dem Korridor von München bis Verona. Der Lkw-Transit durch die Schweiz kostet 225 Euro, jener über den Brenner nur hundert, rechnete Verkehrsmi­nister Hofer vor.

Allerdings zeigten Modellrech­nungen des Wifo bereits vor zehn Jahren, dass eine empfindlic­h höhere Lkw-Maut den Transitver­kehr nur dezimieren würde, wenn diese die gesamte Strecke von Rotterdam bis Neapel umfasse. Ein Sondertari­f für die Inntal-Autobahn sei kaum vorstellba­r, sagte auch Herrmann. (APA, red)

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