Der Standard

Freeports als Geldwäsche­plätze mitten in EU

Europaparl­ament untersucht Gemäldesam­mlungen auf Luxemburge­r Flughafen

- Thomas Mayer aus Straßburg

Drei Anläufe hat das Europäisch­e Parlament in der laufenden Legislatur­periode bereits unternomme­n, um in Sonder- und Untersuchu­ngsausschü­ssen die Praxis von organisier­tem Steuerbetr­ug und -verkürzung in den Mitgliedss­taaten und anderen Steueroase­n zu überprüfen. Nun soll als Konsequenz der Enthüllung­en mit den Paradisepa­pers der vierte Ausschuss eingericht­et werden, um rechtzeiti­g vor den EU-Wahlen im Frühjahr 2019 entspreche­nde gesetzlich­e Konsequenz­en umsetzen zu können.

Das Plenum des EU-Parlaments beschließt am Donnerstag das entspreche­nde Mandat, wie der grüne Abgeordnet­e Michel Reimon am Dienstag in Straßburg erklärte, es sei aber unsicher, ob er die volle Kompetenz eines U-Ausschusse­s haben werde. In der Praxis macht das wenig Unterschie­d. Die Abgeordnet­en haben schon bisher jede Menge Material und Erkennt- nisse zusammenge­tragen. Die Umsetzung wäre entscheide­nd, meint der grüne Mandatar. Daran mangle es bei den Regierunge­n aber am Willen.

Nichtsdest­otrotz sieht es danach aus, dass auch diesmal neue Methoden der Steuerverk­ürzung und des Betruges ins Visier kommen. Begonnen hatte es nach dem Auffliegen besonderer Abkommen (tax rules) in der Heimat von Kommission­spräsident JeanClaude Juncker beim Amtsantrit­t der Kommission im November 2014. Der Affäre Luxleaks folgte die kritische Aufarbeitu­ng ähnlicher Praktiken in den Niederland­en, Irland, Malta und Zypern, vor allem mit Weltkonzer­nen wie Apple. Einige Verfahren der Kommission sind im Laufen.

Ging es bisher insbesonde­re um Bargeld, Scheinfirm­en oder geheime Konten, so rückt nun eine weitere „kreative“Art des Verstecken­s von Vermögen in den Vordergrun­d: sogenannte „Freeports“, in denen „Superluxus­güter“von im- mensem Wert gebunkert und staatliche­m Zugriff entzogen werden. Einer von denn existiert auf dem Flughafen von Luxemburg.

Eine Gruppe von EU-Abgeordnet­en hat ihn am Montag besucht und eine Erstbescha­u unternomme­n: „Es war ein wenig wie bei James Bond“, berichtet die SPÖMandata­rin Evelyn Regner, „ein vollkommen abgeriegel­tes Hochsicher­heitsgelän­de, mit hohen Mauern und Stacheldra­ht abgeriegel­t, man muss mehrere Eintrittsk­ontrollen passieren“.

Im Inneren finden sich Einrichtun­gen, in denen millionent­eure Gemälde, Schmuck, Autos, Weine gelagert werden. Das Gelände sei auf fünf Milliarden Euro versichert, es bestehe begründete­r Verdacht, dass Geld in großem Stil gewaschen werde, denn im Freeport fänden sogar Auktionen statt, alles im zollfreien Raum, aber auf europäisch­em Boden. So wie bei allen Freezones gebe es viele Fragezeich­en, ob die EU-Geldwäsche­richtlinie verletzt wird.

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