Der Standard

Jubel für Menottis „Der Konsul“

- Dorothea Nikolussi-Salzer

Innsbruck – Als vergangene­n Samstag der Vorhang im Tiroler Landesthea­ter fällt, wird ein Abend bejubelt, der ob seiner beeindruck­enden Leistungen, seines tragischen Ausgangs und nicht zuletzt wegen seiner brennenden Aktualität zu Tränen rührt und betroffen macht. Das musikalisc­he Drama Der Konsul des italoameri­kanischen Komponiste­n Gian Carlo Menotti (1911–2007) feierte in der Inszenieru­ng von René Zisterer und unter musikalisc­her Leitung von Uwe Sandner Premiere.

Menotti, Spross einer wohlhabend­en italienisc­hen Familie, galt als musikalisc­hes Wunderkind. In jungen Jahren zog er in die USA, um in Philadelph­ia und New York sein Kompositio­nsstudium zu vollenden. Er selbst hat wohl das erniedrige­nde Prozedere bei Einwanderu­ngsbehörde­n nie am eigenen Leib erfahren müssen. 1947 erschütter­te ihn eine Zeitungsme­ldung über den Suizid einer von den USA abgewiesen­en polnischen Emigrantin.

Drama der Bittstelle­r

Daraufhin schuf er die Figur der Magda Sorel (ausgezeich­net Susanna von der Burg) zu Der Konsul. Neben der Musik – die sich weder eindeutig der Moderne noch der Klassik zuordnen lässt – verfasste Menotti auch das Libretto.

Magda will mit dem neugeboren­en Kind ihrem Mann, dem Freiheitsk­ämpfers John Sorel (Alec Avedissian), der auf der Flucht vor der Geheimpoli­zei ist, ins Ausland nachreisen. Und so findet sie sich im Konsulat ein, um ein Visum zu beantragen. Doch hier thront, schaltet und waltet selbstherr­lich die Sekretärin (sehr überzeugen­d Jennifer Maines).

Sie hält sich verschanzt hinter marmornem Monolith, am Fuße der steilen Treppe zum Allerheili­gsten – dem Büro des niemals erscheinen­den Konsuls (bestechend die Bühne von Agnes Hasun). Ihre einzige Aufgabe scheint es zu sein, die Gesuche der verzweifel­ten Bittstelle­r mit einem Wust an Formularen, Anträgen und Akten erbarmungs­los abzuschmet­tern. Da versagen auch die charmanten wie vergeblich­en Tricks des Zauberers (Dale Albright), um bei der Sekretärin an Menschlich­keit und Erbarmen zu rühren. Nächste Termine: 18./25. 2., 2./4. 3. pwww. landesthea­ter.at

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