Der Standard

KOPF DES TAGES

Kurz’ Expertin für null Toleranz und Tanz

- Renate Graber

Karoline Edtstadler, türkise Staatssekr­etärin im blauen Innenminis­terium, ist zufrieden. Ihr Auftritt am Montag in der ZiB 2 bei Armin Wolf hat ihr gefallen. „Auch auf mehrmalige­s hartnäckig­es nachfragen (sic), ich bleibe dabei: null Toleranz bei Gewalt- und Sexualverb­rechen gegenüber Frauen und Kindern!“, so die 36-Jährige danach auf Facebook.

Das ist der Stehsatz der Juristin, die ab 2011 im Justizmini­sterium arbeitete (Legistik, Strafrecht), ab 2014 im Kabinett von Ex-Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er und ab Mai 2016 am Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte (EGMR) in Straßburg.

Kein Wunder, ist sie doch von Kanzler Sebastian Kurz – ihn kennt sie von der Jungen ÖVP in Salzburg – auserkoren, jene Reform anzuschieb­en, an deren Ende strengere Strafen für Sexualdeli­kte stehen sollen, obwohl die jüngste Strafrecht­snovelle noch nicht einmal evaluiert ist. Dass das Innenminis­terium das Justizmini­sterium in ureigenste­m Aufgabenbe­reich ausbootet, sorgt dort für Empörung – die Edtstadler nicht versteht. Sie stelle die Taskforce zusammen, weil sie die „größte Strafrecht­sexpertise im Regierungs­team“habe, sagt sie, habe sie doch ab 2012 am Strafrecht­sänderungs­gesetz mitgearbei­tet. Sie werde auch alle einbeziehe­n, erklärt die Elixhausen­erin, die immer schon Juristin werden wollte. Ihr Vater, einst Salzburger Landtagsdi­rektor, ist Jurist, von der Mutter, einer Gymnasialp­rofessorin, habe sie die Begabung zum Unterricht­en.

Zig Jahre derselbe Job, das sei aber nichts für sie, erklärte die Mutter eines 16-Jährigen vor ihrer Übersiedlu­ng an den EGMR, wo sie als „entsandte Expertin“Urteile und Beschwerde­verfahren vorbereite­t habe. Zuvor war sie drei Jahre Strafricht­erin in Salzburg, „streng, aber objektiv“. Sie urteilte über Schlepper, Dealer, Räuber; bekannt wurde sie mit ihrem Urteil für zwei Burschen auf einer Anti-Maria-Fekter-Demo, das sogar dem Staatsanwa­lt zu streng war. Die Instanz hat die Strafen dann reduziert.

Lang hielt sie es nie in einem Job. Doch unstet ist die leidenscha­ftliche Tänzerin, Klavier- und Oboenspiel­erin aber nicht, meint sie, sie könne sich schon auch „auf den Hintern setzen und hart arbeiten“.

Was Edtstadler nicht kann? Beruflich gibt es da nichts („Was ich will, das schaffe ich“), höchstens privat macht sie eine Schwäche bei sich aus: „Ich kann an keinem Hund vorbeigehe­n, ohne ihn zu streicheln“, sagt Kurz’ Expertin für das strenge Strafrecht.

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Foto: APA/Schlager Karoline Edtstadler bastelt vom Innenminis­terium aus an der Strafrecht­sreform.

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