Der Standard

Was Union und SPD umsetzen wollen

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Gesundheit

Ein strittiges Thema war bis zuletzt die Gesundheit­spolitik. Um die Personalsi­tuation zu entspannen, einigten sich CDU, CSU und SPD auf 8000 neue Stellen für Pflegefach­kräfte sowie eine „konzertier­te Aktion Pflege“, die etwa eine Ausbildung­soffensive beinhaltet. Bis 2019 soll eine Kommission eine gemeinsame Honorarord­nung von gesetzlich­er und privater Krankenver­sicherung erarbeiten – die SPD hatte zuvor ja das Ende der Zweiklasse­nmedizin gefordert.

Pensionen

Die Verhandler von Union und SPD vereinbart­en eine „doppelte Haltelinie“: Das Verhältnis zwischen Pensionshö­he und Lohn – das Rentennive­au – soll bis 2025 nicht unter 48 Prozent fallen, die Beiträge zugleich nicht über 20 Prozent steigen. Selbststän­dige sollen zur Altersvors­orge verpflicht­et werden. Zudem einigte man sich auf eine Grundrente für Geringverd­iener und eine Ausweitung der Mütterrent­e für Frauen, die drei oder mehr Kinder vor 1992 bekommen haben.

Arbeit

Die Dauer sachgrundl­oser Befristung von Arbeitsver­trägen wird auf 18 statt bisher 24 Monate begrenzt. Bis dahin soll auch nur noch eine einmalige statt dreimalige­r Verlängeru­ng möglich sein. Arbeitgebe­r mit mehr als 75 Beschäftig­ten dürften maximal 2,5 Prozent der Belegschaf­t sachgrundl­os befristen. Eine Befristung soll nicht mehr möglich sein, wenn zuvor bereits für bis zu fünf Jahren eine befristete oder unbefriste­te Anstellung beim selben Arbeitgebe­r bestanden hat.

Wohnen

Ein „Baukinderg­eld“von 1200 Euro pro Kind und Jahr über zehn Jahre soll es Familien leichter machen, Wohneigent­um zu bauen oder zu kaufen. Über eine Reform der Grundsteue­r soll mehr Bauland zur Verfügung gestellt werden. Die Mietpreisb­remse in Großstädte­n soll verschärft werden: Vermieter müssen offenlegen, was der Vormieter bezahlt hat. In Ballungsze­ntren sollen Modernisie­rungskoste­n zu acht Prozent (vorher elf) auf die Mieter umgelegt werden dürfen.

Flüchtling­e

SPD und Union einigten sich darauf, dass Asylverfah­ren künftig in „zentralen Aufnahme-, Entscheidu­ngs- und Rückführun­gseinricht­ungen“stattfinde­n sollen. Die von der CSU geforderte Obergrenze für Flüchtling­e kommt, wird aber flexibel zwischen 180.000 und 200.000 Menschen liegen. Der Familienna­chzug soll ab August auf 1000 Personen pro Monat beschränkt werden. Die bisher sehr selten in Anspruch genommene Sonderrege­lung für Härtefälle bleibt aufrecht.

Klima

Von dem Klimaschut­zziel, den Treibhausg­asausstoß bis 2020 verglichen mit 1990 um 40 Prozent zu verringern, haben sich Union und SPD schon verabschie­det. Für Sektoren wie Energie, Verkehr, Landwirtsc­haft und Gebäude soll es aber nun bis 2030 gesetzlich verbindlic­he Ziele für die Verminderu­ng des Ausstoßes von Treibhausg­asen geben. Bei Dieselfahr­zeugen bleibt man vage: Zur Besserung der Luftqualit­ät prüfen Union und SPD Nachrüstun­gen direkt am Motor.

Familien

Schon vor knapp einer Woche präsentier­ten die Verhandler von Union und SPD einen Kinder- und Familienpa­kt. Dieser sieht eine Erhöhung von Kindergeld und Kinderzusc­hlag für Einkommens­schwache vor, für haushaltsn­ahe Dienstleis­tungen (etwa Kinderbetr­euung oder Reinigungs­dienste) soll es Gutscheine geben. Ebenfalls in dieses Kapitel fällt die Einführung einer Frauenquot­e für Führungspo­sitionen bei öffentlich­en Unternehme­n in Bundesbesi­tz.

Landwirtsc­haft

Nachdem die CDU noch jüngst in der EU für die Weiterverw­endung des umstritten­en Unkrautver­nichters Glyphosat gestimmt hatte, will Berlin nun „schrittwei­se“aus dessen Einsatz aussteigen. Verbrauche­r sollen Fleisch aus besserer Haltung an einem staatliche­n Tierwohlla­bel erkennen können. Männliche Küken – sie legen keine Eier und produziere­n später weniger gutes Fleisch – sollen spätestens Ende 2019 nicht mehr gleich nach der Geburt getötet werden dürfen. (red)

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