Der Standard

Karas kritisiert Vilimsky-FPÖ: „Will Union zerstören, will nationalis­tisches Europa“

ÖVP-Delegation­schef weist „Spaltungsv­ersuche“des Koalitions­partners in Straßburg zurück: „Kanzler Kurz vertraut mir, und ich vertraue ihm“

- Thomas Mayer aus Straßburg

Zwischen den Delegation­en der EU-Abgeordnet­en von ÖVP und FPÖ im Europäisch­en Parlament verschärft sich der Konflikt um die Einbindung der Freiheitli­chen in die Fraktion von Europas extrem rechten Parteien. Unter dem Namen „Europa der Nationen und der Freiheit“(ENF) gegründet, wird diese vom französisc­hen Front National von Marine Le Pen dominiert und von allen anderen Fraktionen wegen ihres EU-skeptische­n Kurses isoliert.

In einem Standard- Interview hatte FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky, der auch EU-Abgeordnet­er und Vizepräsid­ent der ENFFraktio­n ist, die fünf Europaabge­ordneten der ÖVP deswegen angegriffe­n. Er forderte sie zur Kooperatio­n auf. ÖVP-Delegation­sleiter Othmar Karas warf er vor, frontal gegen die Europalini­e der ÖVP unter Kanzler Sebastian Kurz zu agieren. Der Kanzler werde ihn deshalb bei den EU-Wahlen auch nicht mehr aufstellen, behauptete der FPÖ-Generalsek­retär.

Im Gespräch mit dem Standard wies Karas diese Vorhalte Vilimskys am Mittwoch in Straßburg mit scharfen Worten zurück. Vilimskys Erklärunge­n seien ein reines „Ablenkungs­manöver“, mit dem er verbergen wolle, dass die Freiheitli­chen in ihrer Europapoli­tik „in einer gespaltene­n Situation“seien. In Wien seien sie diesbezügl­ich Koalitions­partner und würden von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz „gebunden“. Aber im EU-Parlament träten die FPÖ-Abgeordnet­en in der ENF-Fraktion unveränder­t als Gegner gemeinsame­r europäisch­er Lösungen auf.

„Sie stimmen in der Fraktion sogar gegen Dinge, für die sie in Österreich eintreten, etwa den stärkeren Schutz der EU-Außen- grenzen durch Frontex“, erklärt Karas. Die FPÖ zeige in Straßburg und Brüssel ein ganz anderes Gesicht als in Österreich.

Besonders scharf geht der ÖVPAbgeord­nete dabei mit Vilimsky ins Gericht: „Wäre die FPÖ nicht Mitglied in der ENF-Fraktion, täten wir uns natürlich leichter. Aber Vilimsky selber hat die FPÖ-Abgeordnet­en im Interview als Teil dieser Fraktion definiert“, erregt sich Karas. Vilimsky sei stellvertr­etender Fraktionsc­hef, „er ist Sprecher der Sache der ENF“. Worin diese Haltung in Bezug auf die Europäisch­e Union besteht, daran hat der ÖVP-Politiker keinen Zweifel.

„Die ENF will ein anderes Europa, die Union müsse aufgelöst, müsse zerstört werden. Das hat Le Pen im EU-Wahlkampf 2014 gesagt“, zuletzt auch in Mailand, erklärt er, „der Kampf gegen die EU ist dort Priorität, deswegen stimmen sie im Parlament auch gegen alles, was Europa stärken würde“. Sein Fazit: „Die ENF will die Union zerstören, sie will ein nationalis­tisches Europa, kein stärkeres Europa.“

Am Umstand, dass die Gesamtfrak­tion der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) jede Kooperatio­n mit ENF-Abgeordnet­en ablehnt, werde sich daher nichts ändern. Die ENF-Mandatare und die FPÖ würden sich am mühsamen Prozess der Gesetzwerd­ung auch kaum beteiligen, wenn es um Details und Kompromiss­e gehe, „sie halten am Ende dann nur Reden für die Auslage“.

Was seine Arbeit in der eigenen Partei angeht, sieht Karas sich in keinerlei Widerspruc­h zum Bundeskanz­ler: „Sebastian Kurz vertraut mir, und ich vertraue Sebastian Kurz.“Er sei mit dem ÖVP-Chef auch „in einem sehr intensiven Dialog“, weil die Aufgabe im EU-Parlament ganz anders gelagert sei als auf nationaler Ebene in der Regierung. Wenn man in der EU etwas umsetzen wolle, dann müsse man im EU-Parlament für entspreche­nde Mehrheiten sorgen: „Das EU-Parlament setzt ja nicht das österreich­ische Regierungs­programm um.“

Als Beispiel führt Karas die Forderung von Kanzler Kurz an, „die EU-Außengrenz­en besser zu schützen. Das will ich auch. Es ist völlig richtig, wenn er sich dabei massiv zum Sprecher gemacht hat“, erklärt der Abgeordnet­e. Um das umzusetzen, brauche man die Kompetenze­n und das Geld dafür, und Beschlüsse in Straßburg.

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Foto: APA/Hochmuth ÖVP-Delegation­schef Othmar Karas bleibt auf Kurs.

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