Der Standard

US-Fonds bietet zwei Milliarden für Bahnbetrei­ber Italo

Aktionäre schwanken zwischen Börsengang und Annahme der Offerte – Entscheidu­ng in Kürze erwartet

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Der Börsengang des privaten Betreibers einer Hochgeschw­indigkeits­bahn, Italo, in Mailand könnte kurz vor der heißen Phase abgesagt werden. Der US-Fonds Global Infrastruc­ture Partners (GIP) hat mitten in den Turbulenze­n an den Kapitalmär­kten mit einem Gebot über 1,9 Milliarden Euro die ItaloAntei­lseigner überrascht.

Doch bei den Aktionären des Betreibers der feuerroten Schnellver­bindungen herrscht bisher keine Einigung, ob das Angebot angenommen oder der Börsengang gewagt werden soll. Während die beiden Großaktion­äre – Banca Intesa Sanpaolo und der Versichere­r Generali – dazu tendieren, das Angebot anzunehmen, sind andere Italo-Anteilseig­ner wie etwa die Gründer des Unternehme­ns, der Luxusschuh­unternehme­r Diego della Valle (Tod’s) oder etwa der ehemalige Ferrari-Chef Luca di Montezemol­o für den Börsengang. Zu den großen Altgesells­chaftern zählt auch der Investment­fonds Peninsula (12,8 Prozent). Auch Unternehme­nschef Flavio Cattaneo mit fünf Prozent Anteilen optiert für den Börsengang.

„Italo ist für uns keine strategisc­he Beteiligun­g. Wir sind Banker und haben uns am Unternehme­n nur beteiligt, weil es einst in Schwierigk­eiten geraten ist“, ließ Bankchef Carlo Messina wissen. Mit 19 Prozent Anteilen ist die Mailänder Intesa-Sanpaolo-Bank der größte Aktionär. Doch Politiker, unter anderem Wirtschaft­sminister Pi er-CarloPado an und Industrie minister Carlo Calenda, unterstütz­en den Börsengang und sehen in ihm „die perfekte Krönung einer Erfolgssto­ry“.

Italo schreibt seit drei Jahren Gewinn und sieht vor allem bei der geplanten Liberalisi­erung im europäisch­en Bahnverkeh­r günstige Wachstumsc­hancen.

Auch stockt der Betreiber von Hochg es ch windigkeit­s zügen derzeit seine Flotte au fund will ab Mai erstmals die rentable Bahnstreck­e Turin–Venedig befahren. Italo hält am italienisc­hen Super- schnellver­bindungsma­rkt bereits einen Anteil von 40 Prozent. Gestreut werden sollten 35 bis 40 Prozent des Kapitals. Den IPO-Planungen zufolge soll es um eine Umplatzier­ung über 450 Millionen bis 680 Mio. Euro gehen.

An Europas IPO-Markt mussten sich dieser Tage die spanische Metrovaces­a sowie Enerjisa Enerji und MLP Saglik in Istanbul in Bescheiden­heit üben. In Frankfurt stehen Instone und Dermapharm in den Startlöche­rn. Um Ostern werden große Börsengäng­e mit Siemens Healthinee­rs an der Spitze vorbereite­t. Analysten erwarten, dass die Italo-Anteilseig­ner auf eine Nachbesser­ung des Angebots drängen.

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