Der Standard

Missverstä­ndnis ORF

- Harald Fidler

Norbert Hofer braucht kaum vier Zeilen, um ein großes Missverstä­ndnis zu offenbaren. Der öffentlich­rechtliche Rundfunk ist nicht dazu da, Regierungs­politiker möglichst prominent darzustell­en. Auch wenn das Missverstä­ndnis bei Medienpoli­tikern vieler Fraktionen auftritt, sobald sie regieren.

Auf Facebook beschwerte sich der Verkehrsmi­nister, dass die Zeit im Bild ihn nicht in ihrem Bericht zum Verkehrsgi­pfel in München erwähnte. Nun müssen auch öffentlich-rechtliche Nachrichte­n nicht zu jedem Thema den Fachminist­er vorkommen lassen; beim Brenner-Gipfeltref­fen hätte sich die Frage aufgedräng­t, ob der österreich­ische Verkehrsmi­nister dazu Wesentlich­es zu sagen hatte.

Aber Hofer verknüpfte seine Mängelrüge an die Zeit im Bild gleich mit einer existenzie­llen Frage für den ORF: „Ob ich für Zwangsgebü­hren bin? Nein!“Vizekanzle­r und FPÖChef Heinz-Christian Strache definierte ihre Abschaffun­g umgehend als „großes Thema“seiner Regierungs­tätigkeit. Zwei Drittel des ORF-Budgets kommen aus Gebühren.

Nun kann man öffentlich-rechtliche­n Rundfunk auch aus dem Staatsbudg­et finanziere­n – wie Ungarn und Andorra, Finnland und Spanien. Unabhängig­keit der Berichters­tattung fördert sie jedenfalls nicht, wie sie die Regierung in ihrem Programm neben „Objektivit­ät“verspricht. Man möchte sich solche Budgetverh­andlungen mit Blick auf die Präsenz von Politikern in der Zeit im Bild nicht vorstellen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria