Der Standard

Kärnten ohne Wahlkampft­hema

Bisher nur Geplänkel um Fischotter und GTI-Bolzerei

- Walter Müller

Klagenfurt – Stünden nicht da und dort einige Plakate in der Gegend herum, nichts würde darauf hindeuten, dass Kärnten am 4. März eine brisante Landtagswa­hl bevorsteht. Denn mit der Abschaffun­g des Proporzsys­tems, wonach Parteien ab einer bestimmten Stimmenanz­ahl automatisc­h Anspruch auf einen Regierungs­sitz haben, werden in Kärnten nach der Wahl erstmals „echte“Koalitione­n geschmiede­t. SPÖ-ÖVP, ÖVP-FPÖ oder Koalitione­n mit kleineren Parteien, sofern sie wieder in den Landtag kommen: Alles ist denkbar.

„Ich kann auch nicht ganz nachvollzi­ehen, warum die Parteien sich nicht bemühen, dieses Thema der künftigen Koalitione­n stärker einzubring­en. Denn, wer mit wem nach der Wahl koaliert, ist das wirklich Entscheide­nde“, sagt die in Kärnten an der Klagenfurt­er Uni lehrende Politikwis­senschafte­rin Katrin Stainer-Hämmerle. Bis dato sind es nur zwei Aufreger, die in diesem dahindümpe­lnden Wahlkampf einigermaß­en die Emotionen in den Parteizent­ralen hochgehen ließen. Das VW-GTI- Treffen („Gib Gummi“) am Wörtersee und die Fischotter, die den Fischbesta­nd in den Kärntner Gewässern bedrohlich dezimieren. Hier kämpfen die grünen Tierschütz­er gegen den Rest der Politik, die die Zahl der Fischotter per Abschuss reduzieren will.

Und in der Debatte um das GTITreffen (Motto: „Wer hat den geilsten Golf“) rutschte es dem ehemaligen Kabarettis­ten und jetzigen Grünen-Chef und Landesrat Rolf Holub aus dem Bauch heraus: „Früher gab es die Cholera, heute gibt es GTI.“Die FPÖ war empört: Holub müsse sofort zurücktret­en.

„Positiv muss man anmerken, dass das Fehlen von großen emotionale­n und polarisier­enden Themen ja auch sein Gutes hat. Ein Hinweis, dass sich die Parteien – noch – nicht von Emotionen treiben lassen“, sagt Stainer-Hämmerle. Insofern – wohlwollen­d betrachtet – sei es „ein bisher langweilig­er positiver Wahlkampf“.

An wirklich ernsten Problemen hat Kärnten freilich keinen Mangel: dramatisch­e Abwanderun­gen aus den Randbezirk­en, der Arbeitsmar­kt und, – darauf verweist die Caritas – elf Prozent der Bevölkerun­g sind armutsgefä­hrdet.

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