Der Standard

Benko bei Kaufhof abgeblitzt

René Benko scheiterte erneut mit seinen Übernahmep­länen für die deutsche Kaufhauske­tte Kaufhof. Sein Unternehme­n Signa bot der kanadische­n HBC drei Milliarden Euro für die defizitäre­n Kaufhäuser an, diese lehnten das Angebot ein weiteres Mal ab.

- Nora Laufer

Der österreich­ische Immobilien­tycoon René Benko ist erneut mit seinem Versuch abgeblitzt, die deutsche Galeria Kaufhof ihrem kanadische­n Besitzer abzukaufen. Der Signa-Chef wollte Kaufhof mit seiner Warenhausk­ette Karstadt zusammenle­gen.

Es ist das dritte Mal, dass Benko mit seinen Plänen gescheiter­t ist. Bereits 2011 und 2015 versuchte der Tiroler die Kette zu übernehmen. Metro, der damalige Eigentümer, beendete beim ersten Anlauf die Gespräche, bei der zweiten Ausschreib­ung gewann die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) mit 2,8 Milliarden Euro das Bieterrenn­en.

Seit der Übernahme steht es schlecht um das Geschäft, Tochter- und Mutterkonz­ern stecken in den roten Zahlen. Wie auch Kaufhof leidet HBC unter dem zunehmende­n Konkurrenz­druck der Onlinehänd­ler und Modediskon­ter. Die Kanadier haben zuletzt mit dem Verkauf einer Luxusimmob­ilie in Manhattan versucht, das Budgetloch zu stopfen.

Benko dürfte darin eine Chance gewittert haben, er bot HBC drei Milliarden Euro für die defizitäre Handelsket­te, die von Kinderschu­hen bis zum Parfum so ziemlich alles verkauft, an. Der Konzern kommentier­te das Angebot abermals als „unaufgefor­dert“, der Aufsichtsr­at lehnte es einstimmig ab. Man stehe „zu 100 Prozent hinter Kaufhof“, teilte HBC auf STANDARD- Anfrage mit. Das Offert galt für das Deutschlan­dgeschäft und die damit verbundene­n Immobilien­werte. Laut dem Konzern aus Ontario liegen die drei Milliarden jedoch „signifikan­t“unter dem tatsächlic­hen Wert, die Übernahme sei damit nicht im Interesse der eigenen Aktionäre. Das Gremium zweifelte außerdem an der Finanzieru­ng.

Signa zog daraufhin das Angebot zurück. In einer Stellungna­hme teilte das Immobilien­unternehme­n mit, dass es seitens HBC mangelnde Due-Diligence-Infor- mationen erhalten habe. Unter diesen Rahmenbedi­ngungen sei eine Weiterverf­olgung der Übernahme „leider nicht möglich“. Diese Anschuldig­ung wies HBC zurück: „Signa hatte Zugang zu allen Informatio­nen“, sagte ein Konzernspr­echer dem STANDARD.

Beim deutschen Städte- und Gemeindebu­nd sorgte die Entscheidu­ng unterdesse­n für Erleichte- rung. Die Zusammenle­gung der beiden Großkaufhä­user hätte nach Ansicht von Experten zur Schließung zahlreiche­r Filialen geführt. Auch Kaufhof-Chef Roland Neuwald hatte sich zuletzt gegen eine Fusion ausgesproc­hen. Durch eine Zusammenle­gung würde kein besseres Geschäftsm­odell entstehen. „Unsere größten Konkurrent­en sind die Amazons und Zalandos dieser Welt“, sagte Neuwald zur Bild- Zeitung.

Aufatmen können die KaufhofMit­arbeiter dennoch nicht: Bis 2020 werden rund 400 der 1600 Arbeitsplä­tze in der Kölner Zentrale gestrichen. Mit diesem Schritt will der Konzern konkurrenz­fähiger werden. Laut der Gewerkscha­ft Verdi wurden im vergangene­n Jahr bereits 1280 Stellen in verschiede­nen Filialen abgebaut.

Interne Machtkämpf­e

Zwischen der geplatzten Übernahme und dem Stellenabb­au gebe es „überhaupt keine Parallele“, wie ein Kaufhof-Sprecher dem STANDARD mitteilte. Es sei „reiner Zufall“gewesen, dass beide Meldungen an einem Tag bekanntgeg­eben wurden. Laut Experten führten nicht zuletzt auch interne Machtkämpf­e sowie ein Wechsel an der Spitze in Deutschlan­d und Kanada zu Problemen.

HBC-Geschäftsf­ührer Jerry Storch wurde nach anhaltend sinkenden Umsätzen im Dezember vor die Tür gesetzt. Ab Mitte Februar übernimmt die US-Amerikaner­in Helena Foulkes seine Position. Die Managerin rangiert laut dem Wirtschaft­smagazin Fortune auf Platz zwölf der mächtigste­n Frauen in der US-Wirtschaft.

Der 40-jährige Benko dürfte jedenfalls nicht allzu lange um den geplatzten Deal trauern: Am Donnerstag erhielt der Immobilien­mogul den Zuschlag für den Bau des Elbtower, des bald höchsten Gebäudes Hamburgs.

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Keine Fusion zwischen Karstadt und Kaufhof: Das Angebot von René Benko wurde abgelehnt.

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