Der Standard

Der Exportwelt­meister im Rampenlich­t

Deutschlan­d exportiert­e im vergangene­n Jahr so viel wie noch nie. Gleichzeit­ig haben die Importe vergleichs­weise stärker angezogen, wodurch der Außenhande­lsüberschu­ss gesunken ist. Das soll vor allem die USA beruhigen, die deutschen Importeure­n mit Strafz

- Jakob Pallinger

Berlin – Fahrzeuge, Motorteile, verpackte Medikament­e oder Computer: Das sind nur einige Produkte, die Deutschlan­d jedes Jahr im großen Stil in andere EU-Länder oder den Rest der Welt exportiert. Angetriebe­n von der Erholung der Weltwirtsc­haft sind die Ausfuhren der oft als Exportwelt­meister bezeichnet­en Bundesrepu­blik 2017 erneut um 6,3 Prozent gestiegen – mit 1279,4 Milliarden Euro so viel wie noch nie. Waren „Made in Germany“sind beliebt, immerhin war es bereits der vierte Rekord in Folge und das kräftigste Wachstum seit sechs Jahren.

Für Deutschlan­d sind dies durchaus sensible Zahlen, da die Bundesrepu­blik seit Jahren internatio­nal wegen ihrer Exportüber­schüsse unter Druck steht. Nicht zuletzt deshalb verweist man bei den Behörden im selben Atemzug auf die vergleichs­weise noch stärker gestiegene­n Importe – diese legten im vergangene­n Jahr sogar um 8,3 Prozent auf 1034,6 Milliarden Euro zu. Das hat auch damit zu tun, dass 2017 das Bruttoinla­ndsprodukt gewachsen und die Löhne gestiegen sind, wodurch die Deutschen mehr konsumiere­n konnten.

Insgesamt ist der Außenhande­lsüberschu­ss Deutschlan­ds 2017 verglichen mit 2016 gesunken. Das gilt vor allem jenen als Argument, die Deutschlan­ds Exportstär­ke gegenüber Kritiker verteidige­n. „Der sinkende Außenhande­lsüberschu­ss sollte den Kritikern Deutschlan­ds etwas den Wind aus den Segeln nehmen“, argumentie­rt Holger Bingmann, Präsident des Außenhande­lsverbands (BGA). Zuletzt kritisiert­e etwa die Chefin des Internatio­na- len Währungsfo­nds, Christine Lagarde, den deutschen Handelsübe­rschuss und forderte Deutschlan­d auf, mehr zu investiere­n. In Deutschlan­d macht der Exportüber­schuss laut Berechnung­en des Ifo-Instituts 8,6 Prozent des jährlichen Wirtschaft­swachstums aus. Die EU-Kommission stuft aber bereits Werte von dauerhaft mehr als sechs Prozent als stabilität­sgefährden­d ein, da diese zu einem wirtschaft­lichen Ungleichge­wicht führen würden.

Gegenwind aus den USA

Und auch aus den USA gibt es spätestens seit Präsident Trump Gegenwind für Deutschlan­d. Diesem sind die hohen Überschüss­e von Ländern wie Deutschlan­d schon lange ein Dorn im Auge. Denn im Vergleich zu Deutschlan­d importiert­en die USA im ers- ten Amtsjahr Trumps erneut deutlich mehr Waren, als sie ausfuhren. Das Handelsdef­izit stieg 2017 um zwölf Prozent auf 566 Milliarden Dollar (aktuell rund 458,8 Mrd. Euro) – der höchste Wert seit der globalen Finanzkris­e 2008. Die Lösung sieht Trump unter anderem darin, die heimische Industrie gegen ausländisc­he Konzerne abzuschirm­en. Nachdem sie bereits Strafzölle auf Solarmodul­e und Waschmasch­inen verhängten, prüfen die USA nun auch jene auf Stahleinfu­hren.

Dies könnte auch deutsche Unternehme­n empfindlic­h treffen. Besonders in den exportorie­ntierten Branchen wie der Auto- oder Maschinenb­auindustri­e fürchtet man um den Absatzmark­t. Immerhin hänge laut Industriev­erband jeder vierte Arbeitspla­tz in Deutschlan­d am Export, in der Industrie sogar mehr als jeder zweite. Ein Grund mehr, warum das Land auch in Zukunft auf seine Exporte vertrauen wird. Beim BGA erwartet man für das Jahr 2018 ein Wachstum beim Export von etwa fünf Prozent auf rund 1340 Milliarden Euro.

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Neben China, Kanada, Mexiko und Japan gehört Deutschlan­d zu den größten Handelspar­tnern der USA. Deren Präsident Donald Trump fühlt sich bei der Importpoli­tik ausgenutzt.

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