Windows Holographic: Virtual Reality für (fast) alle
Microsofts System ist ein gelungener Einstieg in eine neue Unterhaltungsform
Wien – „Virtual Reality“, kurz VR – das bedeutet, komplett in eine virtuelle Welt einzutauchen. Verschiedene IT-Riesen sehen in der Technologie riesiges Potenzial. Auch Microsoft mischt mit. Mit dem im Herbst veröffentlichten „Fall Creators Update“für Windows 10 führte man die Plattform „Windows Holographic“ein, die dem System umfassende Unterstützung für VR-Inhalte beschert. Verschiedene Partnerhersteller haben dafür Brillen geliefert. Der STANDARD hat einen Ausflug ins digitale Abenteuer gewagt.
Die Einrichtung ist erstaunlich einfach. Schrittweise leitet ein Assistenzprogramm durch die Inbetriebnahme, sobald man das VR-Headset per USB und HDMIStecker angeschlossen hat. Gemäß den von Microsoft vorgegebenen Standards kann die Brille auch die Position des Spielers im Raum ermitteln. Im Gegensatz zu anderen Systemen müssen dafür keine zusätzlichen Sensoren aufgestellt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass Windows Holographic niedrigere Hardwareanforderungen mitbringt als etablierte Systeme wie die Oculus Rift oder HTC Vive. Damit eröffnet sich die virtuelle Realität auch Nutzern, die nicht über einen teuren GamingPC verfügen.
Was auf der normalen WindowsOberfläche das Startmenü ist, ist in der VR-Welt eine futuristisch anmutende Villa mit Ausblick auf Meer, Berge und schwebende Inseln. Hier kann man Programme wie Browser oder Messenger in beliebiger Größe im Raum schweben lassen oder an Wänden platzieren. Digitale Einrichtungsgegenstände lassen sich nach Belieben verteilen.
Gemacht für Unterhaltung
Die Steuerung funktioniert dabei dank zweier Spezialcontroller sehr intuitiv. Sie werden in der virtuellen Welt korrekt abgebildet. Man kann auf etwas zeigen, zwei Knöpfe zur Interaktion verwenden und auch Gesten nutzen, etwa um Objekte zu vergrößern oder zu verkleinern. In kleinem Ausmaß kann man sich „zu Fuß“bewegen. Größere Distanzen legt man über die Analogsticks auf den Controllern zurück. Das Betrachten von 3D-Figuren, digitales Zeichnen und ähnliche Tätigkeiten gehen leicht von der Hand. Internetsurfen erweist sich jedoch als mühsam. Für klassischen Arbeitseinsatz, beispielsweise die Bearbeitung von Dokumenten, ist die virtuelle Realität (noch) nicht geeignet.
Ihre Stärke liegt in der Unterhaltung. Einerseits bieten sich Filme an, in die man in 360-Grad- Rundumsicht eintauchen kann. Andererseits zeigen einige Spiele ganz deutlich das Potenzial in diesem Bereich.
Getestet wurde etwa der Shooter Superhot VR, in dem die Zeit nur voranschreitet, wenn der Spieler sich bewegt. Hier macht es großen Spaß, die virtuellen Fäuste zu schwingen oder im MatrixStil Feuergefechte mit den Gegnern zu bestreiten. Leider gibt es derzeit nur wenige Games, die die VR-Möglichkeiten so gut ausreizen – die Auswahl wird aber immer größer.
Das Erlebnis ist aber noch ein kurzes, denn spätestens nach zwei Stunden verspürt man ein flaues Gefühl im Magen. Störend sind auch die relativ dicken Kabel, die gelegentlich in die Quere kommen. Die drahtlose Verwendung wird der nächste große Schritt für die VR-Technologie.
Dennoch: Windows Holographic hat eine gute Basis gelegt. Das System punktet stark mit seiner Zugänglichkeit und ermöglicht auch unerfahrenen Nutzern Zugang in eine neue Welt der Kommunikation und Unterhaltung.