Der Standard

Von Burschen und Bachelors

- Michael Wurmitzer

„Eine gute Frage! Für mich war das ein Abenteuer. Solche Rituale sind Zugangsrit­uale, Mannbarkei­tsrituale“, erklärte Roland Girtler am Mittwoch auf Puls 4 seine Mitgliedsc­haft bei einem schlagende­n, doch ihm zufolge liberalen Corps. Man erörterte in Wie jetzt? die Gefährlich­keit von Burschensc­haften. Für den Soziologen war deren Schlechtig­keit historisch betrachtet nicht so eindeutig.

Antisemiti­smus sei kein notwendige­s Element der Verbindung­en, die Mitte des 19. Jahrhunder­ts angetreten seien, Freiheit in den Vordergrun­d zu stellen. Sogar passe Antisemiti­smus zu diesem Gedanken ja eigentlich gar nicht dazu. Acht Mensuren hat er selbst übrigens wenn auch nicht im Gesicht, so doch am Kerbholz.

Man könnte ob des Trubels um jene Gemeinscha­ften dieser Tage doch glatt auf andere Formen der schlechten Gesell- schaft vergessen, die da draußen existieren und nicht weniger kurios, rätselhaft und bedenklich erscheinen.

In der Bachelor- WG-Villa in Miami ist man gewiss fern von Deutschtüm­elei. Auch wenn es „wieder mal ’ ne Blondine geworden“ist, wie eine brünette Konkurrent­in im Hinblick auf die aus dem Mädelshauf­en zum Date erkorene Jessica (nicht Dschessika) neidisch erkennt.

Bachelor Daniel, der RTLGegenen­twurf-Mann zu couleurier­ten Fechtern, sitzt seinerseit­s mit Kaffeetass­e am morgendlic­hen Pool und redet grüblerisc­h und emotional. Er will auf sein Herz hören, scharfe Klingen überlässt er den Ladys, um einander verbal Hackln ins Kreuz zu schmeißen. Frau steht eindrucksv­oll gut im Training. Gemein-schaft halt.

„Da sieht aber mal jemand richtig süß aus“, holt er sein Date ab. Der Verfassung­sschutz hat Pause. Dafür ist #MeToo da. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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