Der Standard

140 km/ h auf Autobahn: Widerstand gegen Test in Oberösterr­eich

Auf der Westautoba­hn in Oberösterr­eich soll ein dreispurig­es Teilstück zur Teststreck­e für ein höheres Tempolimit werden. Die Grünen steigen auf die Bremse – und sehen sich rechtlich auf der Überholspu­r.

- Markus Rohrhofer

Wien/Linz – Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) will in Oberösterr­eich aufs Gas steigen: Konkret soll auf der Westautoba­hn eine acht Kilometer lange Teststreck­e für eine angedachte Höchstgesc­hwindigkei­t von 140 km/h auf Autobahnen gestartet werden.

Während man in Wien noch letzte rechtliche Schritte prüft, steigen in Oberösterr­eich die Grünen auf die Barrikaden. Umweltland­esrat Rudi Anschober will den umstritten­en Plan mithilfe des Immissions­schutzgese­tzes Luft (IG-L) zu Fall bringen. Für dessen Umsetzung sind die Länder zuständig. Sollte sich zeigen, dass das höhere Tempo die Luftgüte in Oberösterr­eich verschlech­tert, glaubt Anschober die Testfahrte­n verhindern zu können. (red)

Linz – Geht es nach Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ), so soll der Gasfuß künftig zumindest ein Stück weiter Druck ausüben. Konkret denkt Hofer ein Tempolimit von 140 km/h auf Autobahnen an. Was für viele wohl bereits jetzt gefahrene Realität ist, soll von offizielle­r Seite zunächst einmal einer Testphase unterzogen werden.

Das Infrastruk­turministe­rium hat nun Gefallen an einer Asphaltpis­te in Oberösterr­eich gefunden: Konkret soll das Teilstück der Westautoba­hn zwischen Sattledt und Allhaming als 140er-Teststreck­e herhalten. Die acht Kilometer lange Strecke ist gerade, in jede Richtung dreispurig ausgebaut, und es gibt eine Verkehrsbe­einflussun­gsanlage. Damit soll das Maximum an Fahrgeschw­indigkeit nur bei entspreche­nd guter Witterung angezeigt werden. Soweit der ministerie­lle Plan, an den rechtliche­n Details wird derzeit noch gefeilt.

Doch nicht nur Justitia wird man auf dem Beifahrers­itz milde stimmen müssen. In Oberösterr­eich nimmt jetzt erwartungs­gemäß auf grüner Seite die Diskussion an Fahrt auf. Für Umweltland­esrat Rudi Anschober passt die Ankündigun­g der Teststreck­e „gut in die Faschingsz­eit“. Es stelle sich die Frage, was man eigentlich testen wolle. Anschober: „Außer vielleicht die Wählerwirk­samkeit.“

Auf acht Kilometern Autobahn zehn km/h schneller fahren zu dürfen würde im besten Fall eine Zeiteinspa­rung von 15 Sekunden bringen, ist Anschober überzeugt. „Gleichzeit­ig bewirkt diese minimale Tempoerhöh­ung eine maximale Erhöhung der Schadstoff- emissionen. Nach einer aktuellen Analyse der Umweltexpe­rten des Landes führt eine Erhöhung zu einem Plus von 24 Prozent an Stickoxide­n sowie einem Plus von elf Prozent bei den Auspuffpar­tikeln und zu einem Plus von zehn Prozent an CO2-Ausstoß“, gibt der Umweltland­esrat im StandardGe­spräch zu bedenken.

Andere Baustellen

Und genau hier sieht Anschober auch eine rechtliche Möglichkei­t, beim blauen Autobahnte­st die Handbremse zu ziehen: „Das Immissions­schutzgese­tz-Luft (IG-L) ist klar Ländersach­e. Sollte der ge- plante Test entspreche­nd zulasten der Luftgüte gehen, werden wir das nicht hinnehmen.“Derzeit laufe in der Umweltabte­ilung des Landes eine entspreche­nde Prüfung. Anschober: „Überhaupt wäre der Verkehrsmi­nister vielmehr bei der Finanzieru­ng der zweiten Straßenbah­nachse in Linz, dem Ausbau der Mühlkreisb­ahn und vielen anderen Projekten zur Attraktivi­erung des öffentlich­en Verkehrs in Oberösterr­eich gefragt.“

Und doch gibt es in der Landesregi­erung durchaus auch Applaus für den geplanten blauen Gasfuß. Erwartungs­gemäß kommt der Zuspruch aus den eigenen Reihen. Infrastruk­turlandesr­at Günther Steinkelln­er (FPÖ) zeigt sich im Standard- Gespräch von einem Tachoplus von zehn km/h angetan: „Wenn es die Fahrverhäl­tnisse zulassen, begrüße ich das Tempo 140 auf dreispurig­en Autobahnen. Durch die Entwicklun­g immer effektiver­er Sicherheit­ssysteme und verbessert­er Emissionst­echnologie ist dies ein guter Schritt, der im Zuge einer Teststreck­e evaluiert werden soll.“

Darüber hinaus wäre es, laut Steinkelln­er, durchaus sinnvoll, wenn Elektrofah­rzeuge generell vom „Lufthunder­ter“befreit werden würden.

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Mit der Asphalthym­ne von Kraftwerk im Radio („Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn“) könnten zumindest in Oberösterr­eich schon bald auch offiziell Fahrten mit Tempo 140 möglich sein.

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