Der Standard

In Kärnten stehen die Zeichen auf Rot

Die Landeshaup­tmannparte­i SPÖ hat sich in Kärnten stabilisie­rt und die Hypo-Aufarbeitu­ng offensicht­lich gut verdaut. Eine ÖVP-Umfrage bescheinig­t den Roten sogar die Chance auf eine Absolute. Für die gespaltene­n Grünen wird die Wahl am 4. März zur Existen

- Walter Müller

Klagenfurt – Kärnten „is lei ans“, Kärnten ist anders. Während in Niederöste­rreich die ÖVP ihre Vorherrsch­aft bei der Landtagswa­hl mit der absoluten Mehrheit bestätigte und Tirol und Salzburg diesem Trend der schwarzen Dominanz bei ihren Landeswahl­en wohl folgen werden, schlägt im südlichste­n Bundesland Kärnten das Pendel in die andere Richtung. Hier stehen die Zeichen auf Rot.

Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ), der Kärnten nach dem Hypo-Kollaps politisch übernommen und eine nicht ganz einfache Sanierungs­partnersch­aft mit der ÖVP und den Grünen gebildet hat, wird allen bisherigen Umfragen zufolge die Landtagswa­hl am 4. März haushoch gewinnen.

Eine von der ÖVP in Auftrag gegebene und über die Kärntner Krone lancierte aktuelle Umfrage bescheinig­t den Roten jetzt, sie könnten von den zuletzt 37,1 Prozent auf 42 bis 44 Prozent zulegen. Kaiser habe sogar die Absolute in Reichweite.

Die FPÖ würde um mehr als zehn Prozent auf 28 Prozent klettern und die ÖVP sich um einige Prozentpun­kte auf 16 bis 18 Prozent steigern. Für die Grünen und das Team Kärnten, deren Chef Gerhard Köfer ebenfalls in der – künftig abgeschaff­ten – Proporzreg­ierung sitzt, wird die Landtagswa­hl am 4. März zur Überlebens­frage.

Auch wenn es die strategisc­he Motivation der ÖVP war, mit ihrer Umfrage Kaiser in Richtung Absolute zu schreiben, um die eigenen Reihen aufzustach­eln, ist eine „Alleinrege­ntschaft“der SPÖ zumindest denkbar. Es ist nämlich nicht ganz ausgeschlo­ssen, dass letztlich nur drei Parteien in den Landtag einziehen, und für diesen Fall reichen weit weniger als 50 Prozent für eine absolute Mandatsmeh­rheit.

Es eröffnet für Kaiser jedoch auch die Gefahr, dass sich rechts von ihm eine blauschwar­ze Mehrheit ergibt. Die SPÖ hat aber noch einen Talon in der Tasche, den sie noch nicht voll ausspielte: den Landeshaup­tmannbonus. Die Partei ließ Kaiser abtesten. Auf die Frage, wer Landeshaup­tmann werden sollte, sagten knapp 50 Prozent: Peter Kaiser. 13 Prozent machten keine Angabe, elf Prozent nannten Gerhard Köfer. FPÖ-Chef Gernot Darmann und ÖVP-Spitzenkan­didat Christian Benger blieben den SPÖ-Daten zufolge einstellig.

ÖVP und FPÖ sind daher gezwungen, thematisch zuzulegen. Aber da ist weit und breit bis auf das Geplänkel um Fischotter und die Golf-GTI-Bolzerei am Wörthersee noch nicht viel zu sehen.

Benger kann nur hoffen, dass Kanzler Sebastian Kurz, der kommende Woche nach Kärnten kommt, etwas Schwung in den ÖVP-Wahlkampf bringt. Die FPÖ wiederum versucht jetzt ihre blaue Agenda – Flüchtling­e, Kriminalit­ät, Drogenhand­el – im Wahlkampf hochzuzieh­en.

Ganz bitter wird es für die Grünen. Sie hatten zuletzt zwar zwölf Prozent erreicht, aber das Wahlmotiv von 2013, die grüne Kontrollfu­nktion und die Enthüllung des Hyposkanda­ls, fällt diesmal weg. Landesrat Rolf Holub, dem ehemals lästigen Aufdecker, ist es nur mäßig gelungen, ein grünes Alternativ­programm aufzuziehe­n. Zudem erfasste auch die Kärntner Landespart­ei der grüne Zersetzung­svirus.

Viel politische Energie floss in Intrigen um Posten und um Macht – mit dem Effekt, dass jetzt zwei grüne Parteien kandidiere­n. Die ehemalige Grünen-Chefin Marion Mitsche tritt mit der eigenen Liste Fair an, etliche Holub-Mitstreite­r sind bereits gewechselt. Holub hat auch noch die rührigen Umweltschü­tzer der Liste Erde als Konkurrenz, die einige Punkte absahnen könnten. Schließlic­h kooperiere­n die Neos mit „Mein Südkärnten – Moja Južna Koroška“– eine Plattform aus dem zweisprach­igen Gebiet. Im Grunde ebenso grünes Klientel. Von diesen grünen Existenzkä­mpfen könnte letztlich – wie bei der Nationalra­tswahl – die SPÖ profitiere­n.

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Politische Abendstimm­ung am Wörthersee für die Grünen Kärntens.

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