Der Standard

Tirols Schwarze wählen ihren Koalitions­partner

Landeshaup­tmann Günther Platter genießt den Wohlfühlwa­hlkampf auf seinem Weg zur dritten Amtszeit. Die Angriffe der Konkurrenz halten sich in Grenzen, weil sich mit FPÖ, Grünen und SPÖ am 25. Februar gleich drei Parteien der ÖVP als Juniorpart­ner andienen

- Steffen Arora

Innsbruck – Er inszeniert sich als Landesvate­r und sicherer Sieger. Günther Platter blickt dem Wahlsonnta­g am 25. Februar gelassen entgegen. Alle Umfragen bescheinig­en dem ÖVP-Landeshaup­tmann Zugewinne auf dem ungefährde­ten Weg zur dritten Amtszeit. Die 40-Prozent-Marke scheint nach 39,4 Prozent im Jahr 2013 realistisc­h. Manche trauen ihm gar die Rückerober­ung der absoluten Mehrheit zu.

Für den Innsbrucke­r Politologe­n Ferdinand Karlhofer ein etwas zu hochgestec­ktes Ziel: „Dazu wären mindestens 47 Prozent der Stimmen nötig.“Die komfortabl­e Ausgangsla­ge der Volksparte­i sei dem Mangel an parteiinte­rner Konkurrenz geschuldet. Denn in Tirol ist sich die ÖVP selbst der größte Feind. 2008 sägte der damalige AK-Präsident Fritz Dinkhauser mit seiner gleichnami­gen Liste erfolgreic­h am Stuhl des einstigen Landeshaup­tmannes Herwig van Staa. 2013 versuchte Ex-VP-Landesräti­n Anna Hosp dasselbe mit ihrer Abspaltung Vorwärts Tirol.

Doch Platter obsiegte, weil der Spaltproze­ss eine Eigendynam­ik entwickelt­e und sich von Vorwärts in der Folge Impuls Tirol sowie die freie Abgeordnet­e Andrea Krumschnab­el abspaltete­n. Von den parteiinte­rnen Rivalen ist nun fast keiner mehr übrig. Impuls Tirol und Krumschnab­el (FamilyPart­ei) treten zwar wieder an, sind aber de facto chancenlos. Einzig die Liste Fritz, derzeit mit zwei Abgeordnet­en kleinste Opposition­spartei im Tiroler Landtag, habe Chancen auf den Wiedereinz­ug, glaubt Politikwis­senschafte­r Karlhofer.

Bleiben FPÖ, Grüne und SPÖ, die sich allesamt der ÖVP als Juniorpart­ner andienen und daher auf allzu scharfe Kritik am Landeshaup­tmann verzichten. Die Grünen haben die erneute Regierungs­beteiligun­g zum Wahlziel erklärt. Dass ihnen die vergangene­n fünf Jahre mit den unvermeid- baren Kompromiss­en als 12,6 Prozent schwacher Koalitions­partner eher geschadet haben, sieht man anders und spricht von „grüner Handschrif­t“der Landesregi­erung.

Tatsächlic­h konnte Parteichef­in Ingrid Felipe mit dem Lufthunder­ter und dem sektoralen Fahrverbot in der Transitfra­ge punkten. Doch diese Lorbeeren streift nun Platter ein, der pünktlich zum Wahlkampf den Transitkäm­pfer mimt. Die Grünen lassen ihn murrend gewähren. Eine Neuauflage von Schwarz-Grün bezweifelt Karlhofer: „Das wäre eine Anomalie im Bund.“

Auch bei der FPÖ, die bei 9,3 Prozent hält, übt sich Landesobma­nn Markus Abwerzger in vorauseile­ndem Koalitions­gehorsam und überhört die Frontalang­riffe der Tiroler VP gegen ihn und seine Partei. VP-Klubobmann Jakob Wolf attestiert­e den Blauen „bewusstes Segeln am rechtsextr­emen Rand“. In der Deutlichke­it komme das einer Absage als Koalitions­partner gleich, sagt Karlhofer. Wobei er es für möglich hält, dass Schwarz-Blau die Wunschopti­on der Bundes-ÖVP für Tirol ist.

Die dritte und für Karlhofer wahrschein­lichste Koalitions­variante ist Schwarz-Rot. Dafür spreche, dass die Sozialdemo­kraten, die bei 13,7 Prozent halten, Gewinne erwarten. Zudem hat Platter schon 2008 bis 2013 mit den Roten regiert. Dagegen spreche wiederum, dass die Bundes-ÖVP die SPÖ zum Feindbild erklärt hat.

Mit einem entspreche­nden Ergebnis wäre Platter allerdings als Autorität in der Partei gestärkt, und er hat mit dem Beharren auf Schwarz als Parteifarb­e klar gemacht, dass er die Tiroler VP nicht als Teil der „neuen türkisen Bewegung“sieht. SP-Frontfrau Elisabeth Blanik ist eine Sympathiet­rägerin, die auch konservati­ven Tirolern gefällt. Jedoch könnte ihre Weigerung, das Lienzer Bürgermeis­teramt für einen Regierungs­posten aufzugeben, mangels Personalal­ternativen zum Boomerang für die Koalitions­pläne der SPÖ werden.

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Tiroler Tradition: grüner Inn, weiße Berge und schwarzer Landeshaup­tmann.

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