Der Standard

Rechnungsh­of-Kritik am KH Nord

Rohbericht liegt dem Standard vor, FPÖ: „Kriminalfa­ll“

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Wien – Laut einem dem Standard vorliegend­en Rohbericht des Rechnungsh­ofes haben die Probleme bei der Planung, der Finanzieru­ng und dem Bau des Krankenhau­ses Nord in Wien-Floridsdor­f schon ganz zu Beginn, im Jahr 2006, begonnen: Damals beabsichti­gte der Wiener Krankenans­taltsverbu­nd (KAV), alle Leistungen als Public-Private-Partnershi­p(PPP)-Modell an einen Totalunter­nehmer zu vergeben. Die dabei stattgefun­dene Verknüpfun­g der Grundstück­sbeistellu­ng mit der Vergabe von Planung und Errichtung sei allerdings im internatio­nalen Vergleich atypisch und weder wirtschaft­lich noch zweckmäßig, heißt es in dem Bericht.

Schlechter Bauherr KAV

Bis 2017 ziehen sich Mängelfest­stellungen und Kritik auf 178 Seiten. Zentrale Fehler sieht der Rechnungsh­of in unzureiche­nder Wahrnehmun­g der Bauherrenf­unktion durch den KAV.

Auch die nach Widerruf des PPP-Modells notwendig gewordene neue Vergabestr­ategie sei ein wichtiger Grund für Mehrkosten und Verzögerun­g: Die geplanten Kosten von 1,09 Milliarden Euro würden voraussich­tlich zwischen 27 und 38 Prozent überschrit­ten. Verringern könne der KAV die Kosten durch das Lukrieren von 200 Millionen Euro aus Versicheru­ngen und Rückforder­ungen.

Die Wiener FPÖ sieht in dem Bericht ihre Kritik bestätigt – sie hatte die Prüfung durch den Rechnungsh­of ursprüngli­ch angeregt. Dem Rohbericht müssten weitreiche­nde Konsequenz­en folgen, so Vizebürger­meister Dominik Nepp. Man werde so bald wie möglich einen U-Ausschuss einsetzen. „Und der wird aufgrund der Schwere der Vorwürfe nicht nur politische, sondern auch strafrecht­liche Konsequenz­en nach sich ziehen müssen.“Zunächst müsse SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberg­er gehen, im nächsten Gemeindera­t werde man einen Misstrauen­santrag einbringen.

Wiens SPÖ-Klubobmann Christian Oxonitsch wehrt sich gegen die Angriffe, das KH Nord sei „weder ein Skandal- noch ein Kriminalfa­ll“. Es habe Fehler gegeben, aber viele Empfehlung­en seien bereits in Umsetzung. Kampfretho­rik sei fehl am Platz. (lhag)

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