Prozess um suizidale Brandstifterin
54-Jährige zündete aus Kummer Regenschirm an
Wien – „Ich muss aufgeben, ich will nicht mehr“, dachte sich Monika K. am 3. August 2017 in Wien-Meidling. Ein Auslöser für diesen Gedanken: Sie wurde nicht zu einer Familienfeier ihres damaligen Lebensgefährten eingeladen. Dahinter steht noch eine, laut Verteidiger „jahrzehntelange Leidensgeschichte“– seit 1998 leidet die 54-Jährige an „somatischen Schmerzen“, zwischen März 2014 und dem heurigen Jänner war die Beamtin 91 Wochen im Krankenstand. Im August wollte die Frau ihr Leiden beenden – was sie nicht vor das Schöffengericht unter Vorsitz von Nicole Baczak gebracht hätte, wenn sie in der Wohnung nicht auch einen Regenschirm angezündet hätte.
An viel kann sich K. nicht mehr erinnern. Sie habe Psychopharmaka geschluckt, schildert sie, „dann war ich belämmert“. Offenbar war die Unbescholtene dennoch geistig klar genug, dass sie mit einem Stuhl und einer Kommode die Eingangstür der Wohnung ihres Partner verbarri- kadieren und den Kunststoffschirm im entsprechenden Ständer anzünden konnte.
„Ich weiß nicht, was ich mir überlegt habe“, sagt die Angeklagte bei einer Gelegenheit, bei einer anderen wiederum, dass sie hoffte, durch die Rauchgase zu ersticken. Eine Aussage, die Beisitzer Georg Olschak hinterfragt: „Aber die Balkontüre war doch offen? Dann wären Sie ja nicht erstickt.“Die offene Tür war das Glück der Hausbewohner. Ein Mieter bemerkte den Rauch und alarmierte die Feuerwehr. Die bemühte sich gar nicht, die verrammelte Tür zu öffnen, sondern stieg gleich über den Balkon ein.
„Es ist sicher eine tragische Geschichte, aber es reicht der bedingte Vorsatz“, sagt die Staatsanwältin im Schlussplädoyer und verweist darauf, dass K. im Spital sagte, sie habe die Tür blockiert, um die Feuerwehr zu behindern. Der Senat entscheidet sich bei einem Strafrahmen von ein bis zehn Jahren für rechtskräftige 18 Monate bedingt. Mittlerweile ist K. Single und hat andere Kontakte geknüpft.