Der Standard

Kurzschlus­s bei neuer Einlagensi­cherung

Der Plan der Raiffeisen-Banken, eine sektoreige­ne Einlagensi­cherung zu gründen, ist gescheiter­t. Sie treten dem ab 2019 geltenden österreich­weiten System bei. Auch um die Gründung der „Synergiege­nossenscha­ft“wird noch gestritten.

- Renate Graber

Wien – So richtig leicht fällt den Banken des Raiffeisen­sektors das Zusammenwa­chsen nicht. Seit der Fusion des Spitzenins­tituts Raiffeisen Zentralban­k (RZB) mit der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) ist fast ein Jahr vergangen – aus den angekündig­ten Annäherung­sschritten der Landesbank­en ist aber noch nichts geworden. Weder gibt es die geplante „Synergiege­nossenscha­ft“, noch wird der Sektor ab 2019, wenn die neuen gesetzlich­en Regeln in Kraft treten, seine eigene Einlagensi­cherung haben, wie er es angestrebt hatte. Die Gruppe wird sich vielmehr unters Dach der Einlagensi­cherung Austria begeben.

Zusammenrü­cken wird im dezentrale­n Sektor unterm Giebelkreu­z seit Jahren diskutiert, durch die Fusion zur neuen RBI ergaben sich zudem Sachzwänge: Die Steuerungs­aufgaben der RZB müssen aufgeteilt werden. Das ist aber bisher noch immer nicht erfolgt – obwohl im Projekt „Lead Plus“die Neuverteil­ung ausgetüfte­lt wurde. Vor allem gilt es, die zentralen Aufgabenbe­reiche Risiko, IT, Meldewesen und digitale Regionalba­nk neu zu verteilen.

Unter den großen Raiffeisen­landesbank­en (RLB) herrscht ein Griss um die Jobs, wer das Rennen verliert, gibt schließlic­h an Macht ab. Wie berichtet greifen vor allem die Vertreter der RLB Oberösterr­eich (wird von Heinrich Schaller geführt), der RLB Steiermark (wird von seinem Bruder Martin geführt) nach den Aufgaben und befinden sich damit in Konkurrenz zur RLB Niederöste­rreichWien unter Klaus Buchleitne­r und Aufsichtsr­atschef Erwin Hameseder. OÖ übernimmt schon länger IT-Aufgaben für andere im Sektor.

Geeinigt hat man sich inzwischen auf die Gründung einer Genossensc­haft, an der die Banken beteiligt sein sollen und von der aus die Aufgaben gesteuert werden. Obmann soll RLB-OÖ-Chef Schaller werden. Er war schon im Gespräch für die RBI-Spitze gewesen, hatte sich dann aber wieder zurückgezo­gen, die RBI wird nun von Johann Strobl geleitet.

Allerdings kracht es bei der Gründung der Genossensc­haft „kräftig im Gebälk“, wie ein Raiffeisen-Mann erzählt. Zwar gebe es eine Satzung, aber nicht zuletzt wegen Auffassung­sunterschi­eden zwischen RLB OÖ und NÖ-Wien existiert die Genossensc­haft noch immer nicht. „Es gibt Leute, die glauben, dass die Welt untergeht, wenn Aufgaben abwandern“, erklärt es ein Involviert­er.

Einlagensi­cherung mit allen

Gescheiter­t ist aber auch der Plan, eine sektoreige­ne Einlagensi­cherung zu bilden. Ab 1. Jänner 2019 gibt es in Österreich eine einheitlic­he Einlagensi­cherung – bisher haben alle fünf Sektoren (Raiffeisen, Sparkassen, Banken, Volksbanke­n und Landeshypo­s) ihre eigenen Einlagensi­cherungen. Ab 2019 haftet die Sicherungs­einrichtun­g bis zu 100.000 Euro je Sparkunden selbst.

Ausnahmen gibt es für Sektoren, die ein eigenes institutsb­ezogenes Sicherungs­system haben (IPS; ein System, in dem sich die Gesellscha­ften Eigenkapit­al anrechnen können, aber auch für einander haften) und mindestens 15 Prozent Marktantei­l bei den Einlagen haben. Damit so ein IPS auch als Einlagensi­cherungssy­stem anerkannt wird, braucht es zudem enge Zusammenar­beit der einzelnen Institute – und die hat Raiffeisen nicht geschafft. Nicht alle Raiffeisen-Banken wollen bei der gegenseiti­gen Haftung mitspielen, Kärnten und Salzburg hatten nie ein eigenes Landes-IPS und nahmen nur am bundesweit­en teil. Grundsätzl­ich sollen diese Systeme sicherstel­len, dass im Pleitefall (gab es im Raiffeisen­sektor noch nie) Kundeneinl­agen über die gesetzlich­e Einlagensi­cherung hinaus werthaltig bleiben.

Nach langen Diskussion­en im Sektor steht es nun fest: Raiffeisen tritt der österreich­weiten Einla- gensicheru­ng bei. RLB-OÖ-Chef Martin Schaller bestätigt das auf Anfrage: „Die Raiffeisen Bankengrup­pe hat sich dazu entschloss­en, per 1. Jänner 2019 geschlosse­n der Einlagensi­cherung Austria beizutrete­n.“Die „bewährten sektorinte­rnen Strukturen“würden aufrechter­halten.

Ab 2019 werden also nur die Sparkassen, die in einem engen Haftungsve­rbund mit der Ersten stehen, ihre eigene Einlagensi­cherung haben.

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