Der Standard

Der joviale Verteidige­r mit harten Bandagen

- Michael Möseneder

Man kann es nicht verleugnen: Manfred Ainedter polarisier­t. Der innerund außerhalb des Gerichtssa­als stets jovial auftretend­e 66-jährige Strafverte­idiger ist sich mit der Übernahme des Mandats von Karl „Charly“Kahr selbst treu geblieben – die sogenannte­n clamorosen Fälle sind sein Gebiet.

An sich hat der aus gutbürgerl­icher Wiener Familie stammende zweifache Vater – mit seinem Sohn Klaus führt er gemeinsam eine Kanzlei – derzeit genug zu tun. Ist Ainedter doch auch Verteidige­r des ehemaligen Finanzmini­sters Karl-Heinz Grasser, der sich derzeit wegen angeklagte­r Malversati­onen rund um die Buwog-Privatisie­rungen im Grauen Haus verantwort­en muss. Wie die Sache nach dem Geständnis des von Leonhard Kregcjk vertretene­n Peter Hochegger ausgeht, wird sich weisen. Angst um sein Renommee braucht sich Ainedter ohne Zweifel aber nicht machen, obgleich er durch ein „Pausengesp­räch“mit den Schöffen ins Zwielicht geriet.

Den von den Boulevardm­edien verliehene­n Titel „Promianwal­t“sieht er zwiespälti­g. Er habe sich nie aktiv darum bemüht, in die Medien zu kommen, beteuert er. Auf der anderen Seite kann er nicht leugnen, mit Rainhard Fendrich, Bernhard Kohl, Ernst Geiger und Hermann Gerharter prominente Klienten vertreten zu haben. Und gleichzeit­ig hatte er kein Problem damit, im TVSender Puls 4 als „Rechthaber­er“aufzutrete­n. Wie er überhaupt als einer der am besten in der Medienland­schaft vernetzten Strafverte­idiger gilt, der gleichzeit­ig mit harten Bandagen gegen Standeskol­legen kämpft – in der Causa Alijew beispielsw­eise gegen die Kanzlei Lansky, Ganzger und Partner.

Ein gutes Beispiel dafür, dass Ainedter durchaus Experte ist und die Paragrafen genau kennt: Ein von einer LanskyMita­rbeiterin angestrebt­es Verfahren gegen den Juristen wegen übler Nachrede und Kreditschä­digung endete im Jahr 2014 mit einem Freispruch, da Ainedter seine Kritik an der Kollegensc­haft so formuliert hat, dass eine Einzelpers­on nicht klagen konnte.

Bekannt ist Ainedter aber auch wegen seiner Suchtmitte­labhängigk­eit: Er ist leidenscha­ftlicher Raucher und setzt sich auch mit Vehemenz in der Öffentlich­keit dafür ein, den – je nach Sichtweise – Genuss oder Konsum des Tabaks als freie Entscheidu­ng des Einzelnen zu belassen. Dass er auch kein übertriebe­ner Freund der Political Correctnes­s ist, macht ihn angreifbar, aber auch zum beliebten Gast in diversen Talkshows.

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Foto: APA/Fohringer Manfred Ainedter steigt für Charly Kahr in den juristisch­en Ring.

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