MLS: Gut Ding braucht Weile
US-Makler waren auf Einladung des ÖVI in Wien und erklärten den österreichischen Kollegen die Vorzüge des in ganz Nordamerika üblichen „Multiple Listing System“. Hierzulande ändert sich das „Mindset“langsam.
Wien – Eine „lebenslang anhaltende Beziehung“mit einem Immobilienmakler wünschen sich in Österreich wohl nur wenige. Warum auch? Wer auf Onlineportalen auf Wohnungssuche ist, muss ohnehin mit genau dem Makler, der die interessante Wohnung im Angebot hat, vorliebnehmen – Sympathie hin oder her.
Anders in den USA, wo bei einer Immobilientransaktion zwei Makler involviert sind: Einer ist für die Verkäufer, einer für die Käufer tätig. Beide haben Zugriff auf ein Multiple Listing System (MLS), eine Plattform also, auf der alle Objekte aufgelistet sind. Die Provision teilen sich die beiden dann. „In der Regel wird halbehalbe gemacht“, berichtet die texanische Immobilienmaklerin Hanne Sagalowsky vom amerikanischen Maklerverband National Association of Realtors (NAR). Sie ist überzeugt: Wenn man mit seinem Makler zufrieden ist, bleibt man ihm auch beim nächsten Kauf oder Verkauf treu.
Sagalowsky und ihr kalifornischer Kollege Nick Zigic waren vor wenigen Tagen beim Österreichischen Verband der Immobi- lienwirtschaft (ÖVI) in Wien zu Gast und referierten über die Vorzüge des MLS. Grundsätzlich, da war man sich auch mit dem ebenfalls angereisten Guy Valkenburg, Director-General des europäischen Maklerverbands CEPI, einig, seien Österreichs Makler professionell und offen für Neues.
Warum es trotzdem erst zaghafte Versuche in Richtung MaklerKooperation gibt? „Gut Ding braucht Weile“, waren sich die Experten einig. Es sei immer schwierig, Menschen von den Vorteilen eines MLS zu überzeugen, so Zigic, weil sich die Vorzüge erst nach einigen Jahren an langwierigen Dateneingaben zeigen würden: Alle Transaktionen, selbst alte Immobilieninserate inklusive Fotos und Grundrissen, seien dann zu einzelnen Häusern online abrufbar. Der Markt werde dadurch transparenter – eine „Winwin-Situation“für alle.
Warum es in Österreich Skeptiker gibt, begründet ÖVI-Vizepräsidentin Elisabeth Rohr so: „Es dauert, bis sich das Mindset ändert.“Außerdem stehe für die Makler auch viel auf dem Spiel: Man müsse sicherstellen können, dass ein Unternehmen nach ethischen Standards agiert, immerhin gehe es um sensible Daten der Kunden.
Was beim Branchentreff klar wurde: Makler haben dies- und jenseits des Atlantiks mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. So wird auch in den USA der Beruf des Maklers von manchen angesichts von Online-Immobilienportalen infrage gestellt. Den Konsumenten würden immer mehr Informationen zur Verfügung stehen, so die Texanerin Sagalowsky. Dafür benötige man aber auch mehr Orientierung. Daher wandle sich der Maklerberuf immer mehr vom Verkäufer zum Berater. Vielleicht ja für ein ganzes Leben. (zof)