Drei Wissenswelten zu einer vereint
Finanzkommunikation ist mehr als nur die Kommunikation von Finanzen. Getreu diesem Motto verknüpft die FH St. Pölten Wirtschaft, Finanzen und Kommunikation zu einem neuen Masterstudium.
Wien – Es war der Ruf aus der Praxis nach Experten, die sowohl wirtschaftliche Kompetenz sowie Wissen über die Finanzwelt haben und sich auch im Bereich der Kommunikation gut auskennen, der zur Gründung des Masterstudiengangs Wirtschafts- und Finanzkommunikation an der FH St. Pölten geführt hat. „Die zielgruppengerechte Aufbereitung von Fachinformationen fehlt oft bei anderen Studien oder Lehrgängen“, sagt Studiumsleiterin Monika Kovarova-Simecek von der FH St. Pölten. Andererseits fehlten bei Kommunikationsausbildungen wiederum oft die Fächer aus den Bereichen Wirtschaft und Finanz.
Bereits in den vergangenen Semestern habe man an der FH St. Pölten das Freifach InvestorRelations angeboten, und der Zulauf habe das Interesse an diesem Gebiet deutlich gemacht. „Und das, obwohl das Freifach am Wochenende veranstaltet wurde“, sagt Kovarova-Simecek.
Rund drei Jahre hat es gebraucht, bis aus den ersten Rufen aus der Praxis das Studium zusammengestellt war. Unterstützung beim Aufbau der Inhalte gab es von der Industriellenvereinigung NÖ, dem Public-RelationsVerband Austria, dem Cercle Investor Relations Austria (Cira), der Strabag, dem Finanzjournalistenforum und der Wiener Börse. In mehreren Arbeitskreisen wurden jene Themen gefiltert, die nun die Studieninhalte darstellen.
Diese erstrecken sich von Seminaren zu Kapital- und Börsenmärkten, Wirtschaftspsychologie, VWL, Corporate Communications, Financial Technologies, Kapitalmarkt-, Unternehmensrecht, Management und Finance bis hin zur Stimmbildung und Rhetorik, Projektmanagement, Finanzethik, Präsentationstechnik oder auch Mediennutzung und -wirkung.
„Es gibt heute nicht mehr ‚den Investor‘“, sagt Kovarova-Simecek. Daher müsse die Kommunikation heute auf mehreren Ebenen verlaufen. Über Social Media erreiche man andere Zielgruppen, als wenn man etablierte BusinessAngels ansprechen möchte. Auch die neuen Finanzierungsformen – etwa Crowd-Investing – brauchten neue Formen der Aufbereitung. Projektbeschreibungen müssten auf Plattformen alle nötigen Infos bieten – und zwar verständlich für die jeweilige Zielgruppe. „Unternehmen hinken heute bei der Erreichbarkeit den Investoren oft hinterher“, fasst Kovarova-Simecek die Problemlage zusammen.
Mit den neu entstehenden Fintechs kämen zudem neue Vorgaben für Kunden und Investoren auf den Markt. „Die Innovationen aus dem Bereich Fintech und die Crowd-Invest-Plattformen werfen auch die Bankenwelt durcheinander“, merkt Kovarova-Simecek an. Das Betätigungsfeld für Absolventen sei also groß und variantenreich. Vor allem in der Visualisierung von Ergebnissen oder Vorteilen für Kunden und Investoren sieht die Studienlehrgangsleiterin großes Potenzial.
Dass man sich mit dem neuen Angebot in eine Welt wage, die in den vergangenen Jahren oft in Verruf geraten ist, „ist uns bewusst“, sagt Kovarova-Simecek. Doch darin sieht sie auch eine Chance. Denn es liege auch an adäquater Kommunikation, deutlich zu machen, dass nicht jeder Investor ein Abzocker ist und jeder Anleger ein Spekulant. „Das Finanzwesen gehört in Summe viel besser transportiert“, sagt Kovarova-Simecek. Der Finanzmarkt sei von Menschen gesteuert, und diese agierten ebenso irrational wie die Märkte. Krisen gehörten zu so einem System einfach dazu. Aber wie mit solchen Phasen umgegangen und darüber kommuniziert wird, könne besser gesteuert werden. „Finanzkommunikation ist eben mehr als nur die Kommunikation von Finanzen“, sagt Kovarova-Simecek. Diese Facetten gelte es zu nützen und zu gestalten.
Start des Studiums ist im Herbst, die Anmeldungen dafür laufen. Pro Jahr stehen 22 Plätze zur Verfügung. In Wien und St. Pölten finden mehrere Infoveranstaltungen statt. Auch auf der BestMesse gibt es Infos zum Studium.