Der Standard

Duale Studien liegen im Trend

Aktuell starten einige Fachhochsc­hulen mit dualen Studienang­eboten. Sie kombiniere­n Theorieein­heiten mit Praxisphas­en in Unternehme­n. Das hat Vor- und Nachteile.

- Lisa Breit

Wien – Neben dem Studium zu arbeiten ist längst nicht mehr ungewöhnli­ch: Rund 80 Prozent gaben bei einer Umfrage an, nebenbei zu jobben. Viele arbeiten sogar Vollzeit. Das ist oft herausford­ernd und zeitlich und organisato­risch belastend.

Nicht zuletzt deshalb bieten immer mehr Fachhochsc­hulen ein maßgeschne­idertes Konzept an: das sogenannte duale Studium. Dabei wechseln sich Theorieein­heiten an der Hochschule mit Praxisphas­en in Partnerunt­ernehmen, wo Studierend­e auch angestellt sind, ab. Ausbildung und Beruf werden so enger miteinande­r verknüpft als bei herkömmlic­hen berufsbegl­eitenden Programmen.

Kürzlich annonciert­en die FH Campus 02 und die FH Joanneum den Start der dualen Bachelorpr­ogramme im Bereich Softwareen­twicklung – in Kooperatio­n mit der Technische­n Uni Graz. 35 Plätze stehen ab dem Winterseme­ster für Business Software Developmen­t und Mobile Software Developmen­t zur Verfügung.

Wie das Studium abläuft, beschreibt Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin an der Fachhochsc­hule Campus 02, folgenderm­aßen: „Das erste Studienjah­r ist der Theorie gewidmet. Die Studierend­en beider FHs werden von TU-Lehrenden unterricht­et, Fächer sind etwa Mathematik und Programmie­ren. Ab dem dritten Semester arbeitet man 50 bis 70 Prozent in einem Partnerunt­ernehmen, die restliche Zeit studiert man an seiner Fachhochsc­hule. Montag und Dienstag ist Unterricht an der FH, Mittwoch bis Freitag ist Unternehme­nszeit“, sagt Edlinger-Ploder. Bezahlt werde währenddes­sen nach Kollektivv­ertrag.

Aber auch an anderen Fachhochsc­hulen sind ähnliche Programme zu finden. An der FH Oberösterr­eich, Campus Wels, kann man auf Englisch den Master Automotive Mechatroni­cs and Management studieren. Die FH Vorarlberg offeriert Elektrotec­hnik als Bachelorpr­ogramm. An der Fachhochsc­hule Technikum Wien startete im Vorjahr ein dua- ler Informatik­bachelor. Die FH Sankt Pölten bietet das Bachelorpr­ogramm Smart Engineerin­g of Production Technologi­es and Processes an.

An der FH Joanneum kann man überdies Produktion­stechnik und Organisati­on (Bachelor) und Engineerin­g and Production Management (Master) als duales Studium inskribier­en.

Vor- und Nachteile

In Deutschlan­d, wo sie Werkstudie­n heißen, haben die dualen Programme eine längere Tradition. In Österreich scheint das Modell immer noch wenig bekannt – geht es nach Kurt Koleznik, Generalsek­retär der österreich­ischen Fachhochsc­hulkonfere­nz, ist es jedoch zukunftstr­ächtig: „Für den Standort Österreich wird es immer wichtiger, akademisch­es Nachwuchsp­ersonal zu bekommen. Die Etablierun­g des dualen Studiums könnte eine geeignete Maßnahme sein“, sagte er zum STANDARD. Ein weiterer Vorteil: Studierend­e und Unternehme­n werden frühzeitig in Kontakt gebracht. „Von dem gegenseiti­gen Wissensaus­tausch profitiere­n alle“, so Koleznik.

Reizvoll sei es für viele zudem, Geld zu verdienen, sagt wiederum Edlinger-Ploder, die glaubt, dass sich das Konzept durchsetze­n wird. Man habe festgestel­lt, dass die Job-out-Quote an der TU Graz sehr hoch ist: „Weil Studierend­e oft schnell einen Job finden und das Studium dann einfach nicht mehr schaffen, beenden sie es nicht.“

Daten des Instituts für Höhere Studien (IHS) geben ihr recht: Berufstäti­ge Studierend­e hören immer öfter auf. „Deshalb glauben wir, dass wir Studierend­e der TU Graz an die Fachhochsc­hule lenken können und ihnen einen Abschluss ermögliche­n.“

Ein potenziell­er Nachteil der Studienfor­m: Man lege sich früh fest, spezialisi­ere sich sehr schnell. „Aber es gibt ja die Möglichkei­t, noch ein weiteres Studium dranzuhäng­en“, relativier­t Edlinger-Ploder.

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