Der Standard

Das Begehren der Frauen

- Von Julya Rabinowich

Eigentlich ist es ein Rätsel. Das Begehren ist ja eigentlich etwas durchwegs Positives, und vor allem das Begehren der Frauen hat schon ganze Romane und Bühnen (lange Zeit nur und ausschließ­lich aus Männersich­t zwar, aber sei’s drum) gefüllt. Und das Wörtchen Volk ist mittlerwei­le aus keiner politische­n Rede von Hofburg bis Hinter- tupfing wegzudenke­n. Ohne dieses Volk geht eigentlich gar nix mehr. Aber wenn man all diese so beliebten Begriffe zusammense­tzt, kommt offenbar eine Menge Ärger raus, für manche gar was Leibhaftig­es. Dieses Frauenvolk­sbegehren hat vor der Errichtung von Neuösterre­ich deutlich mehr Fürspreche­nde gehabt. Dabei ist nach der Errichtung dieses Neuösterre­ichs das Frauenvolk­sbegehren viel wichtiger geworden als jemals zuvor. So intensiv wie nie wird der Backlash nun spürbar, angefangen mit der Kürzung der Gratisnach­mittagsbet­reuung, den deswegen schließend­en Kindergärt­en in Oberösterr­eich und dem damit verbundene­n „Heim ins Küchenreic­h“-Ansatz. Die halberte Gurke mit Lippenstif­t und Stöckelsch­uh im Frauenprog­ramm des nunmehrige­n Bundeskanz­lers hätte den Frauen eigentlich eine Warnung und Menetekel sein sollen. Falls das blaue Programm, das sich vor allem Burkaträge­rinnen widmete, nicht schon abschrecke­nd genug gewesen ist. Egal, nun ist die Gurke mit der Anti-Burka vereint und an der Macht. Die neue Frauenmini­sterin verkündet, dass sie das Frauenvolk­sbegehren nicht unterzeich­nen wird – im Gegensatz zu ihrer Vorgängeri­n. Frauenmini­sterinnen, die die Frauen nicht unterstütz­en, braucht das Land natürlich ganz besonders dringend. Sie ist durchaus nicht allein: Sämtliche frischgeba­ckenen Ministerin­nen werden andere, weniger privilegie­rte Frauen im Stich lassen. Es wird wieder einmal an der Zivilgesel­lschaft liegen, wegweisend zu sein. Über alle Parteigren­zen hinweg.

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