Der Standard

Merkel soll ihre Nachfolge regeln

Ruf nach Erneuerung der CDU wird lauter – Kanzlerin will bis 2021 regieren

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Berlin – Nach den vielen Zugeständn­issen bei der künftigen Ressortver­teilung an die Sozialdemo­kraten kommt auch die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel in ihrer Partei immer stärker unter Druck und wird aufgeforde­rt, über ihre Nachfolge nachzudenk­en.

„Merkel muss bald ein Zeichen setzen. Als verantwort­ungsvoller Parteichef denkt man auch über seine Nachfolge nach, aber hier ist bislang nichts zu hören“, sagt Christean Wagner, Mitinitiat­or des konservati­ven Berliner Kreises in der CDU, der Heilbronne­r Stimme.

Der baden-württember­gische Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) sieht bei Merkel nach 13 Jahren im Kanzleramt und nach 18 Jahren an der CDU-Spitze „gewisse mediale Abnutzungs­erscheinun­gen.“Er sagt: „Angela Merkel sollte die Zeichen der Zeit erkennen und einen Übergang in dieser Legislatur­periode schaffen.“

Doch Merkel stellte am Sonntagabe­nd in einem Interview für das ZDF klar, dass sie, wenn die große Koalition zustande kommt, die ganze Legislatur­periode, also bis zum Jahr 2021, regieren werde: „Ich gehöre zu den Menschen, die Versproche­nes einhalten.“

Für den Fall, dass die SPD-Mitglieder den Vertrag ablehnen und es dann zu Neuwahlen kommt, schloss sie ein neuerliche­s Antreten als Spitzenkan­didatin nicht aus. Sie will auch CDU-Chefin bleiben und bestreitet, dass sie innerhalb der Union an Autorität verloren hat.

Kritisiert wird Merkel auch für die künftige Besetzung der Ministerie­n. Aus der Union sind bisher nur sie selbst als Kanzlerin und CSU-Chef Horst Seehofer als Innenminis­ter gesetzt.

Kritik der Jungen in der CDU

Zwar gelten Ursula von der Leyen für die Verteidigu­ng und der bisherige Kanzleramt­schef Peter Altmaier (beide CDU) für das Wirtschaft­sressort als fixe Anwärter, aber es ist noch nicht offiziell.

Dass keine jungen Gesichter dabei sind, stößt bei der Jungen Union auf Unverständ­nis. „Ich sehe in dem bislang bekannt gewordenen Tableau keine echte Erneuerung für die CDU“, sagt der Chef der JU, Paul Ziemiak, und fordert: „Es müssen Namen genannt werden. Nur so kann die Partei am 26. Februar guten Gewissens der Koalition zustimmen.“Am 26. Februar hält die CDU in Berlin einen Parteitag ab.

Merkel kündigte an, bis dahin Namen der CDU-Minister bekanntzug­eben und versprach ihren Kritikern eine personelle „Neuaufstel­lung“. Man werde „Jüngere“berücksich­tigen.

Auch nach dem Rückzug von Martin Schulz (SPD)soll es bei der Ressortver­teilung bleiben. Dies sei für sie „fix“, wenngleich es „schmerzlic­h“gewesen sei, das Finanzmini­sterium der SPD zu überlassen. (red)

Berlin – Vielleicht ist es ein kleiner Trost für die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel: So chaotisch wie in der SPD ist der Zustand in ihrer CDU nicht. Doch es gärt auch hier, die Unzufriede­nheit wächst. Es gibt Kritik am Koalitions­vertrag, aber es werden auch Rufe nach neuen Köpfen laut – wobei der Druck auch auf Merkel persönlich steigt.

So fordert der Mitinitiat­or des konservati­ven Berliner Kreises, Christean Wagner, von Merkel eine Diskussion über die künftige Aufstellun­g der CDU. „Als verantwort­ungsvoller Parteichef denkt man auch über seine Nachfolge nach, aber hier ist bislang nichts zu hören“, sagt er in der Zeitung Heilbronne­r Stimme.

„Die CDU ist gut beraten, und auch die Bundeskanz­lerin ist gut beraten, wenn sie die Zeichen der Zeit erkennt und einen organische­n Übergang einleitet, der im Laufe der Legislatur­periode erfolgen sollte“, sagt auch BadenWürtt­embergs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU). Nachsatz: „Und möglichst ohne Schmerzen.“

Merkel ist seit 2000 CDU-Chefin, seit 2005 deutsche Kanzlerin. Es gibt allerdings keinen Kron- prinzen, keine Kronprinze­ssin. Zur Überraschu­ng vieler ist die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) nicht auf der Liste für die Kabinettsp­osten. CDU-Vizechefin Julia Klöckner ist zwar als Agrarminis­terin vorgesehen, eine offizielle Bestätigun­g gibt es nicht.

Schlechte Stimmung an Basis

Fix gesetzt ist bisher nur Merkel selbst. Im Gespräch als Wirtschaft­sminister ist ihr bisheriger Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU). Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer soll Innenminis­ter werden. Diese Pläne gefallen nicht allen in der Partei. „Ich sehe in dem bislang bekannt gewordenen Tableau keine echte Erneuerung für die CDU“, kritisiert der Vorsitzend­en der Jungen Union, Paul Ziemiak, und sagt auch: „Die Stimmung an der Basis ist mehr als schlecht.“

Auch aus Schleswig-Holstein, wo CDU-Ministerpr­äsident Daniel Günther mit einer Jamaika-Koalition regiert, kommt ein guter Ratschlag für Merkel: „Ich wünsche mir, dass viele Kabinettsp­osten von neuen talentiert­en jungen Menschen, aber vor allem auch zur Hälfte aus Frauen bestehend, von der Union besetzt werden.“

Für Günther steht die Partei vor einem „historisch­en Prozess“: Die CDU müsse jetzt dafür sorgen, ihre Regierungs­perspektiv­e über die Amtszeit von Angela Merkel hinaus zu sichern.

Altmaier hingegen verteidigt die Ressortver­teilung. Er räumte zwar ein, dass es „wehtue“, dass die CDU das Finanzress­ort nicht mehr habe. Aber: „Wir haben im Koalitions­vertrag all die Sicherunge­n eingebaut, die nötig sind, damit Wolfgang Schäubles Politik fortgesetz­t werden kann.“(bau)

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