Der Standard

Nordkoreas Frühlingsd­iplomatie lässt USA kalt

Kim lädt Südkoreas Präsident Moon zu Staatsbesu­ch ein – Pence: Isolation und Druck

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Washington/Pjöngjang/Seoul – Die da und dort bemerkbare­n Anzeichen für ein politische­s Tauwetter zwischen Nord- und Sükorea waren rund um die zurzeit in Pyeongchan­g stattfinde­nden Olympische­n Winterspie­le zwar dominater Gesprächss­toff – doch die USA zeigen sich davon nicht weiter beeindruck­t. So betonte US-Vizepräsid­ent Mike Pence abermals die Notwendigk­eit, das diktatoris­che Regime in Pjöngjang gerade jetzt „weiterhin wirtschaft­lich und diplomatis­ch zu isolieren“. Darin sei man sich auch mit Südkorea und Japan einig, sagte Donald Trumps Vize am Wochenende während des Rückfluges von der Olympia-Eröffnungs­feier nach Washington.

Der Druck auf Pjöngjang müsse aufrechter­halten werden, solange das Land sein Raketen- und Atomprogra­mm nicht aufgebe. Dieselbe Haltung hatte Pence schon zuvor bei einem Gespräch mit Südko- reas Präsident Moon Jae-in am Donnerstag vertreten. Washington empfehle weiterhin „maximalen Druck und Sanktionen“– schließlic­h arbeite Nordkorea an der Entwicklun­g von Interkonti­nentalrake­ten, die einen Atomspreng­kopf nicht nur nach Südkorea und Japan, sondern demnächst auch bis in die USA tragen könnten. Daher sehen die USA die Charmeoffe­nsive aus dem Norden der Koreanisch­en Halbinsel weiter kritisch und warnen vor einem Propaganda­trick.

Vorläufige­r Höhepunkt dieser vorsichtig­en Frühlingsd­iplomatie war am Wochenende eine Einladung des nordkorean­ischen Machthaber­s Kim Jong-un an den südkoreani­schen Staatspräs­identen Moon Jae-in nach Pjöngjang. Kim wolle Moon „so bald wie möglich“treffen, bestätigte der Präsidente­npalast in Seoul.

Moon – er setzt sich seit langem für Verhandlun­gen mit Pjöngjang ein – hatte zuvor Kims nach Südkorea gereiste Schwester Kim Yojong und Nordkoreas protokolla­risches Staatsober­haupt Kim Yongnam in Seoul empfangen. Auf die Einladung reagierte Südkoreas Staatschef zurückhalt­end: Zunächst müssten die „passenden Voraussetz­ungen“für ein solches Treffen geschaffen werden, ließ er verlauten. Er rief Nordkorea auf, sich ernsthaft um einen Dialog mit den USA zu bemühen – und spielte so den Ball zurück.

Staatsbesu­che 2000 und 2007

Sollte Moon die Einladung tatsächlic­h annehmen, wäre er der dritte südkoreani­sche Präsident, der zu einem Staatsbesu­ch nach Nordkorea reist. Seine Vorgänger Kim Dae-jung und Roh Moo-hyun waren im Jahr 2000 beziehungs­weise 2007 von Kims Vater, dem 2011 verstorben­en Kim Jong-il, empfangen worden.

Wie auch immer: In den Standoff zwischen dem diktatoris­chen Regime im Norden und dem demokratis­ch regierten Süden ist zumindest Bewegung gekommen, erst vor wenigen Wochen hatte Nordkorea überhaupt seine Beteiligun­g an dem sportliche­n Großereign­is bekanntgeg­eben. In Peking bewertet man die Entwicklun­gen ähnlich wie in Washington: vorsichtig, ja sogar skeptisch.

Wie die USA sehen auch Teile der südkoreani­schen Bevölkerun­g die Teilnahme Nordkoreas an den Olympische­n Spielen und den damit verbundene­n Rummel kritisch. Am Wochenende kam es zu Protestakt­ionen in der südkoreani­schen Hauptstadt Seoul gegen Kim Jong-un und seine in den Süden entsandten Vertreter. (red)

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In Seoul kam die nordkorean­ische Annäherung­spolitik während der Olympische­n Spiele nicht überall gut an: Es wurde protestier­t.

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