Der Standard

Eurofighte­r: Auf Airbus kommen mehr Probleme zu

Die von der Republik Österreich angestreng­ten Strafverfa­hren gegen den Eurofighte­r-Hersteller Airbus werfen die Frage auf, ob und wie das Bundesheer mit dem Konzern weiter zusammenar­beiten kann.

- Conrad Seidl

Wien – Seit Freitag ist Airbus eine Sorge los: Die Staatsanwa­ltschaft München hat die Untersuchu­ngen wegen Untreue gegen eine „Vorteilsab­schöpfung“von 81 Millionen Euro eingestell­t. Die Gegner des Konzerns (und des militärisc­hen Konzernpro­dukts Eurofighte­r-Typhoon, um das es im Untreue-Verfahren gegangen ist) haben die neue Entwicklun­g sehr zurückhalt­end kommentier­t – und Peter Pilz, Eurofighte­rKritiker der ersten Stunde, sagt im Standard- Gespräch auch, warum: „Airbus ist heraußen aus dem harmlosest­en der Verfahren.“

Viel lästiger könnten die Folgen von zwei Strafanzei­gen in Wien und einer in Washington, D.C. sein. In den Wiener Verfahren geht es um den Verdacht des Betrugs, der Bestechung, Geldwäsche­rei und Untreue. Und zwar einmal beim Kauf (dieses Verfahren hatte der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil angestoßen) und einmal bei den Gegengesch­äften (eine Anzeige von Pilz).

Diese Verfahren laufen weiter, notwendige Unterlagen aus München liegen bereits in Wien. We- niger ist über das Verfahren beim Department of Justice in den USA bekannt – die dortigen Richter sind vor allem daran interessie­rt, ob Airbus beim Eurofighte­r-Verkauf irgendwelc­he Bestechung­shandlunge­n gesetzt hat. In diesem Fall könnte Airbus für alle möglichen Beschaffun­gsvorgänge gesperrt werden, was den US-Hersteller Boeing zum Monopolanb­ieter für Zivilflugz­euge machen und gut zur Politik von US-Präsident Donald Trump passen würde.

Pilz hält dieses (vom österreich­ischen Verteidigu­ngsministe­rium ins Rollen gebrachte) Verfahren für das potenziell unangenehm­ste für den Konzern.

Unangenehm wird es aber auch für das Verteidigu­ngsministe­rium in Wien: Dieses muss mit den – trotz oder gerade wegen der 2007 vom damaligen Verteidigu­ngs- minister Norbert Darabos (SPÖ) in einem Vergleich vereinbart­en Leistungse­inschränku­ngen – hohen Betriebsko­sten des Eurofighte­rs leben.

Kompletter Ausstieg denkbar

Doskozil wollte im Vorjahr möglichst komplett aus dem Eurofighte­r-Betrieb aussteigen – weil in zwei Jahren die dann 50 Jahre alten Saab-105-Trainingsf­lugzeuge ausgemuste­rt werden müssen, ging die militärisc­he Planung im Vorjahr davon aus, dass künftig ein Düsenflugz­eugtyp für alle Aufgaben vom Training bis zur Überschall-Jagd erledigen sollte.

Der neue Minister Mario Kunasek (FPÖ) hat eine Kommission unter Generalleu­tnant Norbert Gehart, dem Leiter der Bereitstel­lungssekti­on, eingesetzt, die die Optionen noch einmal prüfen soll. Der Eurofighte­r-Hersteller hat noch im letzten Herbst Vorschläge unterbreit­et, wie man die (ebenfalls langsam in die Jahre kommenden) Eurofighte­r der Tranche I, wie sie vom Bundesheer genutzt werden, in einer Art „Rundum-sorglos-Paket“(wie es ein Luftfahrt-Insider formuliert) weiterbetr­eiben könnte.

Pilz kann dem wenig abgewinnen und glaubt auch nicht, dass Kunasek darauf einsteigen würde: „Die Freiheitli­chen haben im Parlament ‚Betrüger! Betrüger!‘ gerufen – da setzt man sich doch nicht mit denen, die man als ‚Betrüger‘ bezeichnet hat, zusammen.“

Schließlic­h steht ja auch im Raum, dass ein weiterer parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss eingesetzt wird, der dritte zum Thema.

Pilz hat dabei keine Eile, erst solle man sehen, was Kunasek macht. Und dann sollte der Ausschuss von der Minderheit (also mit Stimmen der Liste Pilz und der SPÖ) eingesetzt werden, damit die Opposition bestimmen kann, wer auf die Zeugenlist­e gesetzt wird.

 ?? Foto: AFP / Adrian Dennis ?? Vernebelun­g rund um den Eurofighte­r.
Foto: AFP / Adrian Dennis Vernebelun­g rund um den Eurofighte­r.

Newspapers in German

Newspapers from Austria