Der Standard

Italiens Banken atmen auf

Institute profitiere­n von staatliche­r Finanzspri­tze und machen Milliarden­gewinne

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Italiens Banken schreiben mehr Gewinn und erhöhen ihre Dividenden. Nur bei der weltweit ältesten Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist der Verlust im Vorjahr noch weiter angestiege­n, und zwar auf 3,5 Milliarden Euro. MPS-Chef Marco Morelli vertröstet: Mit einem von der EU-Kommission abgesegnet­en Restruktur­ierungspla­n will die 2017 auch mit staatliche­n Milliarden­beträgen vor der Pleite gerettete Bank ab 2019 wieder Gewinne schreiben. Die in staatliche­r Kontrolle geratene Problemban­k begründet ihren Riesenverl­ust mit milliarden­schweren Rückstellu­ngen für faule Kredite. Diese beliefen sich Ende 2017 auf rund 45 Mrd. Euro.

Allgemein lagen die kürzlich präsentier­ten Bilanzerge­bnisse der zehn größten italienisc­hen Banken über den Analystene­rwartungen. Gemeinsam schafften sie einen Gewinn von 6,1 Mrd. Euro. Ohne das „Loch“von MPS und Verluste der beiden Regionalba­nken Carige und Creval hätte der Gewinn über zehn Mrd. Euro ausgemacht. Spitzenrei­ter war die Banca Intesa Sanpaolo, welche die Gewinnbila­nz mit 5,4 Mrd. Euro anführte. Abgesehen von der guten Performanc­e im WealthMana­gement und im CorporateB­anking haben die Mailänder auch von der 3,5-Mrd.-Euro-Finanz- spritze profitiert, die der Staat für die Übernahme der beiden Krisenbank­en (Veneto Banca, Banca Popolare di Vicenza) gewährt hatte. Der neue von Intesa Sanpaolo präsentier­te Geschäftsp­lan sieht nicht nur Dividenden auf hohem Niveau vor. „Wir wollen in den nächsten Jahren die Führungsro­lle im europäisch­en Banksektor übernehmen“, meinte Intesa-Chef Carlo Messina selbstbewu­sst. Die Eckdaten des Instituts: Ende 2017 wurde ein Überschuss­kapital von 13 Mrd. Euro, eine Marktkapit­alisierung von 52 Mrd. und ein Kosten-Aufwand-Verhältnis von unter 50 Prozent gemeldet.

Unicredit hält Optionen offen

Während Intesa Sanpaolo in Zukunft keine Cross-Border-Fusion plant, hat die Bank-AustriaMut­ter, Unicredit, andere Pläne. Gemäß 2019 zu Ende gehendem Geschäftsp­lan, der laut Bankenchef Jean Pierre Mustier „bereits in allen Details termingere­cht erfüllt wurde“, stehen alle Optionen offen. Ein grenzübers­chreitende­r Deal sei nicht auszuschli­eßen. Jüngst verdichtet­en sich Gerüchte, wonach Unicredit ein Zusammenge­hen mit der französisc­hen Société Générale plane. „Wir wollen unsere Position als eine der führenden paneuropäi­schen Banken ausbauen“, so Mustier.

Nicht nur die Mailänder Großbanken, auch mehrere kleinere Banken wie UBI Banca, Mediobanca oder Banco BPM sind im Vorjahr mit dem Abbau ihrer faulen Kredite vorangekom­men und überrascht­en mit hohen Gewinnen. Trotz der positiven Trendwende im Kreditsekt­or sei die Bilanzsäub­erung, Rationalis­ierung und Konsolidie­rung am italienisc­hen Bankenmark­t aber noch nicht abgeschlos­sen, ist Finanzexpe­rte Stefano Caselli überzeugt.

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Foto: APA/AFP/Cacace Die Bank Monte dei Paschi ist und bleibt ein Sorgenkind.

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