Der Standard

Kickls Steckenpfe­rd

- Michael Möseneder

Ob das Glück der Erde tatsächlic­h auf dem Rücken von Unpaarhufe­rn liegt, ist Ansichtssa­che. Für Innenminis­ter Herbert Kickl scheint es ein Faktum zu sein – anders ist die Vehemenz, mit der er sich für den Probebetri­eb einer berittenen Polizei in Wien starkmacht, kaum zu erklären. Denn der Vergleich mit der bayrischen Landeshaup­tstadt München, wo rund drei Dutzend Tiere im Exekutivdi­enst sind, lahmt ziemlich.

Dafür reicht ein Blick auf die Selbstdars­tellung der Münchner Reiterstaf­fel im Internet. Ein wesentlich­er Teil der Einsätze – 50 bis 60 pro Jahr – spielt sich nämlich im Umfeld von Fußballspi­elen ab. Nun kann man den FC Bayern München sympathisc­h finden oder nicht, ein Publikumsm­agnet ist er. Am Samstag kamen 75.000 Menschen in die Allianz-Arena zum Match gegen Schalke 04. Auch Austria Wien hat am Samstag gekickt – die Zuseherkul­isse im Ernst-Happel-Stadion war spärlicher. Exakt 5575 Zuseher fanden sich ein. Als Mittel der „Crowd-Control“ist der Pferdeeins­atz mangels Crowd also wenig geeignet.

Bleiben Prater und Donauinsel, die sich laut Kickl anbieten würden. Nur: Was soll eine Reiterstaf­fel, die erst aufgestell­t und trainiert werden muss, dort besser erledigen können als normale Streifen? Brennpunkt­e der Kriminalit­ät sind beide Örtlichkei­ten nicht. Dass der Steuergeld­einsatz für ein blaues Steckenpfe­rd gerechtfer­tigt ist, kann also bezweifelt werden.

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