Aus Gold soll Geld werden
Der Wind hat mit dem Damen-Riesentorlauf den zweiten Alpinbewerb auf Donnerstag verblasen. Die Snowboarderinnen haben trotzdem auf die Slope gemusst. Österreichs Anna Gasser war fuchsteufelswild. IOC-Chef Thomas Bach ist weiterhin gelassen.
Pyeongchang – Das Wetter spielt verrückt, die Skirennen werden verschoben. Österreich legte am Montag nicht zu, es bleibt bei der Goldenen von Rodler David Gleirscher. Der Verband möchte nun mehr Geld aus dem Fördertopf. In den Niederlanden werden die Eisschnellläufer gefeiert.
Pyeongchang – Zahlreiche Wörter gibt es für das meteorologische Phänomen der vom Hoch zum Tief sich bewegenden Luft; vom Lüfterl über steife Brise bis zum Orkan. In Olympia ist dieses Phänomen zum Spielverderber geworden. Zu einem gefährlichen noch dazu.
Das montägige Finale der Slopestyle-Boarderinnen in Bokwang wurde diesbezüglich sogar zu einer Lotterie. Österreichs Medaillenhoffnung Anna Gasser wurde 15., aber das allein war nicht der Grund ihres Ärgers. Sie warf den Veranstaltern – dem Skiverband Fis – ein Hasardieren mit der Gesundheit der Läuferinnen vor.
75 Minuten hat man dem böigen Wind Zeit gegeben, sich zu legen. Das tat er aber nicht. Anna Gasser: „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich bin vom Veranstalter enttäuscht, dass er das heute durchgezogen hat. Jede hatte einen anderen Wind, und echt Gute wie die Japanerinnen hatten einfach keine Chance. Man hat wirklich ein Glück haben müssen mit dem Wind und dass man keine Böe bekommt.“
Glück und Pech
Glück hatte etwa Jamie Anderson. Die US-Amerikanerin holte im böigen Sturmwind Gold vor der Kanadierin Laurie Blouin und der Finnin Enni Rukajärvi. Großes Pech hatte die Deutsche Silvia Mittermüller. Sie wurde beim Einfahren von einer Böe erwischt und zog sich beim Landen einen Meniskuseinriss zu.
Österreichs Anna Gasser war ziemlich not amused: „Ich bin einfach froh, dass mir nichts passiert ist. Wenn ich mich verletzt hätte, weil man einen Contest unter solchen Bedingungen abhält, wäre das schlimm gewesen.“
Die Fis, der internationale Skiverband ließ, der Anna Gasser widersprechend, verlautbaren: „Die oberste Priorität der Fis ist die Sicherheit der Athleten, und die Fis würde niemals einen Wettkampf veranstalten, wenn diese nicht sichergestellt werden kann.“Und die Jury habe nach dem Training und unter Berücksichtigung der Prognosen entschieden, dass das Wetter stabil genug für den Wettkampf sei. Die Wetterbedingungen „waren innerhalb der Grenzen“.
Riesentorlauf verblasen
Waren sie freilich nicht. Genutzt hat das, sagt Anna Gasser, der späteren Goldenen, Jamie Anderson. Anna Gasser mutmaßte, warum: „Alle Mädels wollten, dass es verschoben wird, außer sie, weil sie wusste, dass sie bei solchen Verhältnissen einen Sicherheitsrun machen kann.“Alle waren dagegen.“Jamie aber habe gemeint, „Mädels, es ist nicht so schlimm, probieren wir es. Sie war letztlich der ausschlaggebende Punkt. Ich wusste, dass ihr das taugt. Weil bei guten Verhältnissen reicht ein Sicherheitslauf nicht.“
Den alpinen Riesentorläuferinnen wurde diese Herausforderung nicht erst gestellt. Ihr Bewerb ist am Montag abgesagt worden. Wegen des starken Windes. Verschoben auf Donnerstag. Da fahren aber auch die Herren ihre am Sonntag schon windbedingt ver- schobene Abfahrt. Deshalb spricht man nun auch schon von einem alpinen „Superdonnerstag“.
Dass windbedingt die olympischen Outdoor-Bewerbe sich nach und nach zusammenschoppen, um dann in aller Eile zur Durchführung gelangen zu müssen, hat IOC-Präsident Thomas Bach aber eh – oder sogar ausdrücklich – nicht nervös gemacht. Denn, so erläutert er: „Das ist Sport in freier Luft, sagen uns die Wintersportverbände jeden Tag, wenn wir fragen, was machen wir denn jetzt. Die sind sehr entspannt. Deswegen sind wir auch entspannt.“
Auch wenn Sung Baik You vom Organisationskomitee eher wenig Hoffnungsfrohes aus der Wetterküche berichtet: „Es wird kalt bleiben. Die Winde dauern bis Mittwoch an.“(sid, APA, red)