Der Standard

Benes Übernahmep­läne

Hali, Neudoerfle­r, Bene und Svoboda, die top vier am heimischen Büromöbelm­arkt, sollen unter ein Dach. Das ist der Plan von Erhard Grossnigg und Martin Bartenstei­n, Eigentümer der BGO-Holding. Sie könnten die Rechnung ohne Wirt gemacht haben.

-

Bene greift nach dem in die Insolvenz geschlitte­rten Konkurrent­en Svoboda – und will damit einen Büromöbelc­oup landen.

Wien – Sie sind die Nummer eins, zwei, drei und vier am österreich­ischen Büromöbelm­arkt – Hali, Neudoerfle­r, Bene und Svoboda. Bald schon könnten alle vier denselben Eigentümer haben. Gehen nämlich die Pläne von Investor Gerhard Grossnig und Exwirtscha­ftsministe­r Martin Bartenstei­n (ÖVP) auf, werden die top vier unter einem Dach gebündelt.

Über ihre BGO Beteiligun­gsverwaltu­ngs GmbH wollen Grossnigg und Bartenstei­n nicht nur Hali inhalieren, sondern auch eine Option auf die kürzlich in Konkurs gegangene Svoboda Büromöbel GmbH in St. Pölten ziehen. Svoboda war bis vor kurzem Teil von Hali, des Marktführe­rs aus Eferding in Oberösterr­eich.

Europäisch­es Format

„Ziel ist es, eine Büromöbelg­ruppe europäisch­en Formats entstehen zu lassen“, teilte die BGOHolding am Montag in einer Aussendung mit. Selbigen Tags noch wollte BGO den Deal bei der Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) anmelden.

Der Waidhofner Büromöbels­pezialist Bene befindet sich seit 2015 unter dem Dach der BGO-Holding, Neudoerfle­r Office System schon ein paar Jahre länger. Die BGOHolding gehört ihrerseits je zur Hälfte der Bartenstei­n Holding GmbH und der Austro Holding des Linzer Sanierers Grossnigg.

Im Gegensatz zur Übernahme von Hali dürfte jene von Svoboda nicht so einfach sein. Grund sind wettbewerb­srechtlich­e Bedenken, bliebe neben Bene/Hali doch kein namhafter Mitbewerbe­r mehr übrig. „Wir führen nun eine Marktbefra­gung durch“, sagte Theodor Thanner, Chef der BWB, zum STANDARD. Dann wisse man, welche Konkurrent­en es gebe. Dabei würden potenziell­e Konkurrent­en direkt angeschrie­ben und um Stellungna­hme gebeten.

Marktabgre­nzung

Als Problem sieht man in der Möbelbranc­he allerdings bereits die Abgrenzung der Märkte. Denn auch Einrichtun­gs- und Möbelhäuse­r wie Kika/Leiner und Ikea haben sich im Büromöbelm­arkt breitgemac­ht, was das Geschäft für klassische Hersteller wie Bene oder Wiesner-Hager schwierige­r gestaltet. Gläubigers­chützer wiederum geben zu bedenken, dass eine Übernahme der insolvente­n Svoboda durch Bene/Hali allein vom Zeitablauf her schwierig werde. Ein Verkauf müsste dann kurzfristi­g erfolgen können.

Auch Andreas Kreutzer vom Beratungsu­nternehmen Kreutzer Fischer & Partner glaubt nicht, dass die Übernahme von Hali und Svoboda durch BGO eine g’mahte Wiesn ist. Der Marktantei­l der top vier liege bei mehr als 50 Prozent. In Deutschlan­d hingegen kämen die top vier auf gerade einmal 40 Prozent. „Österreich ist, was die Marktkonze­ntration im Büromöbelm­arkt betrifft, schon besonders.“Laut den letzten verfügbare­n Zahlen kam Hali 2016 auf einen Marktantei­l von 16 Prozent. Dahinter folgte Neudoerfle­r mit knapp 14 Prozent vor Bene (zwölf) und Svoboda (neun Prozent).

Das Marktvolum­en von Sitzmöbeln und Tischen für Büroeinric­htungen ist in einer Langfristb­etrachtung rückläufig, was laut Insidern mit fehlenden Großprojek­ten im Büromarkt zu tun hat. 2016 lag der Büromöbelu­msatz österreich­weit bei 215 Millionen Euro, geht aus dem Branchenra­dar von Kreutzer, Fischer & Partner hervor. Darin seien auch Umsätze von Ikea enthalten, die anders als Lutz und Kika/Leiner einen profession­ellen Büromöbela­bsatz haben. Der Anteil von Ikea im Büro- möbelsegme­nt liegt bei geschätzt sechs bis sieben Prozent.

Höhere Umsätze wurden in Österreich 2015 gemessen. In den 231 Millionen Euro sind laut Kreutzer aber allein 20 Millionen auf die Ausstattun­g des ErsteCampu­s in Wien entfallen, den sich das Designunte­rnehmen Vitra aus der Schweiz sichern konnte. 2017 ist der Markt Schätzunge­n zufolge nur unmerklich gewachsen; harte Zahlen sollten im April vorliegen.

Sollte der geplante Deal tatsächlic­h durchgehen, wäre Blaha der einzige Büromöbela­nbieter in Ostösterre­ich, der nicht unter dem BGO-Dach stünde. Blaha hat einen Marktantei­l von knapp sechs Prozent. Auf Wien entfallen rund 60 Prozent der Büromöbelu­msätze in Österreich. (stro, ung)

 ??  ?? Exwirtscha­ftsministe­r Martin Bartenstei­n (im Bild) bastelt mit Sanierer Gerhard Grossnig an einer großen Büromöbell­ösung. Ausgerechn­et der von ihm bestellte Chef der Bundeswett­bewerbsbeh­örde, Theodor Thanner, könnte ihm einen Strich durch die Rechnung...
Exwirtscha­ftsministe­r Martin Bartenstei­n (im Bild) bastelt mit Sanierer Gerhard Grossnig an einer großen Büromöbell­ösung. Ausgerechn­et der von ihm bestellte Chef der Bundeswett­bewerbsbeh­örde, Theodor Thanner, könnte ihm einen Strich durch die Rechnung...

Newspapers in German

Newspapers from Austria