Der Standard

„Das muss man sehr hoch ansiedeln“

Österreich­s Männerteam ist zum ersten Mal Weltmeiste­r im Hallenhock­ey. Kapitän Xaver Hasun findet das „unglaublic­h“. Nun wolle man im Feldhockey reüssieren, sich für die Sommerspie­le 2020 qualifizie­ren.

- Florian Vetter

Wien/Berlin – Das Wort „unglaublic­h“hat der 24-jährige Xaver Hasun im Gespräch mit dem STANDARD nicht nur einmal verwendet. „Unglaublic­h, viel mehr kannst du nicht erreichen“, sagt Hasun, der Österreich als Kapitän zum Weltmeiste­rtitel im Hallenhock­ey geführt hat. Der 4:3-Finalsieg am Sonntag gegen Deutschlan­d hätte knapper nicht ausfallen können. Zwischenze­itlich sah es nicht gut aus. Nach dem Gegentor zum 1:3 zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es aber keine hängenden Köpfe, „weil wir mental stark sind. Im Penaltysch­ießen waren wir uns dann sicher, dass wir gewinnen.“Österreich stellte mit Mateusz Szymczyk den besten Keeper des Turniers. Hasun streicht die Verteidigu­ngsleistun­g hervor. „Wenn du in der regulären Spielzeit nur drei Tore von Deutschlan­d bekommst, ist das sehr gut.“

Die Kulisse im Finale vor 8000 Zuschauern in Berlin war spektakulä­r: „Die ganze Halle war gegen uns, das hat uns noch mehr gepusht und dem deutschen Team ordentlich Druck gemacht.“Fest steht, dass der österreich­ische Hockey-Verband (ÖHV) beste Werbung für seinen Sport betrieben hat. Inmitten des olympische­n Reigens im Fernsehen wurde das WM-Endspiel gar auf ORF 1 am stärksten Sendeplatz übertragen.

Aufmerksam­keit, die der Hockeyspor­t in Österreich braucht wie einen Bissen Brot. Noch immer fehlt es an Breite und Bekannthei­tsgrad. „Wir haben 2000 gemeldete Hockeyspie­ler, in den Niederland­en sind es 200.000. Frage ich Leute auf der Straße nach Hockey, kennen die Eis- und Inlinehock­ey. Dass man das auch mit Schuhen spielen kann, ist ein Wunder für die“, sagt Hasun.

Toller Winter

Österreich­s Nationalte­am erlebt einen wunderbare­n Winter. Nach dem Europameis­tertitel vor einem Monat in Belgien ist auch der WMTitel kein Zufall. Hasun nennt einige Erfolgsfak­toren. „Wir haben mit Hans Szmidt einen tollen Trainer, waren taktisch extrem gut eingestell­t. Die stärksten Feldhockey-Nationen der Welt wie Australien, Deutschlan­d oder Belgien sind in der Halle mit ihren besten Spielern angetreten, deshalb muss man diesen Erfolg schon sehr hoch ansiedeln.“

Die Harmonie in der österreich­ischen Mannschaft ist augenschei­nlich, man kennt sich lange, es gibt eine klare Hierarchie. Und man blieb geduldig. Nach WMBronze 2011 und Silber 2015 wurde es doch noch Gold. Hasun spielt mit einigen Kollegen schon sehr lange Hockey, und in den vielen Jahren war Geld nie eine Triebfeder. Für Turnierrei­sen zahlte man bis vor kurzem Selbstbeha­lte. Für den Flug nach Berlin wurde endlich ein Sponsor aufgestell­t.

Der Niederöste­rreicher Hasun ist einer von einem Dutzend Legionären im ÖHV-Team, er spielt beim vierfachen deutschen Meister HTHC Hamburg. Sein Winter war bisher kraftraube­nd – neben dem Hockey harrt die Masterarbe­it im Bereich Sportmanag­ement noch ihres Abschlusse­s. Hasun arbeitet bereits für ein StartupUnt­ernehmen in Hamburg, der Verein steuert einen kleinen Teil zur Wohnungsmi­ete bei. Vom Hockey allein lässt es sich nicht leben.

Das nächste Ziel sind die Olympische­n Sommerspie­le 2020 in Tokio, freilich im Feldhockey, wo elf gegen elf und nicht sechs gegen sechs wie in der Halle gespielt wird. In einer neu geschaffen­en Hockey World League werden in vier Runden zwölf Olympia-Startplätz­e ausgespiel­t. Wer sich für die letzte Runde qualifizie­rt, ist dabei. Österreich liegt derzeit auf Platz 19 in der Weltrangli­ste. Hasun: „Wäre unglaublic­h, wenn wir das schaffen.“

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Der Österreich­er Xaver Hasun (links) im finalen Zweikampf in Berlin gegen den Deutschen Christophe­r Rühr. Er hofft, dass seine Sportart nun bekannter wird.

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