Der Standard

Ein Schloss in der Causa Buwog

Im Buwog-Prozess wird nun Exbanker Georg Starzer befragt. Er und sein Exchef Ludwig Scharinger bestreiten, dass die Raiffeisen­landesbank OÖ eine Provision mit Lobbyist Peter Hochegger vereinbart habe. Und, dass man dem ein Schloss angeboten habe.

- Renate Graber

Wien – Nach einer Woche Pause geht heute, Dienstag, der BuwogProze­ss weiter. Anders als zuvor hat Richterin Marion Hohenecker diesmal angekündig­t, wen sie als Nächstes befragen wird: Georg Starzer, bis vor kurzem Vorstandsm­itglied der Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich (RLB OÖ). Er und Ex-RLB-OÖChef Ludwig Scharinger sollen den Lobbyisten Peter Hochegger (halbehalbe mit der Immofinanz) die Provision bezahlt haben. Starzer ist der Bestechung von Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser und der Beihilfe zur Untreue angeklagt. Er bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsv­ermutung. Scharinger ist nicht verhandlun­gsfähig, hat aber wie Starzer stets bestritten, dass eine Provision vereinbart gewesen sei.

Auch das steirische Schloss Leopoldste­in wird bei der Einvernahm­e des 60-jährigen Exbankers wieder eine Rolle spielen. Hochegger (laut seinem Teilgestän­dnis ist ein Provisions­teil an den damaligen Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser weitergefl­ossen) sagte aus, die RLB OÖ habe ihm das Schloss als Provisions­ersatz angeboten, er habe abgelehnt.

Und wie wurde die Linzer Bank Schlosseig­entümerin in Eisenerz? Ja, dazu muss man ins Jahr 1938 zurückgehe­n, als die Wohnungsak­tiengesell­schaft (WAG) Linz der damaligen „Reichswerk­e Her- mann Göring“das Schloss übernahm, im Zweiten Weltkrieg diente es NS-Machthaber­n als Jagdsitz. 1945 wurde die WAG neu gegründet, das Schloss hat sie behalten. Verpachtet sind die Gebäude bis 2022 ans Land Steiermark, das sie als Schülerint­ernat und als Sportlerun­terkunft nützt.

Mit der Privatisie­rung der Bundeswohn­ungsgesell­schaften in der Ära Grasser ist das Schloss dann bei der RLB OÖ gelandet. Verkauft wurde damals ja ein Paket aus fünf staatliche­n Wohnungsge­sellschaft­en: Buwog, Linzer EBS, Villacher ESG – und eben Linzer WAG. Die WAG gehört heute der RLB OÖ, Wiener Städtische­n, Hypo Oberösterr­eich und OÖ-Versicheru­ng. Die WAG verhandelt derzeit gerade den Verkauf von Leopoldste­in, im ersten Halbjahr 2018 soll der abgeschlos­sen sein, zitierte die Kleine Zeitung den WAG-Chef jüngst.

Aussage gegen Aussage

Aus Einvernahm­eprotokoll­en erschließt sich, dass rund ums Schlossthe­ma auch schon bei den Ermittlung­en Wort gegen Wort stand. Laut Aussagen eines RLBOÖ-Managers hat Hochegger angefragt, ob das Schloss „zur Dispositio­n“stehe. Und auch Starzer sagte 2009 (noch als Zeuge) aus, es habe einmal Gespräche mit Hochegger zum Erwerb der Schlossimm­obilie gegeben. Laut Bewertungs­gutachten von 2002 habe de- ren Verkehrswe­rt 2,4 Mio. Euro betragen. Er, Starzer, habe Hochegger erklärt, dass ein Verkauf auf Basis von drei Mio. Euro vorstellba­r wäre. Ob das Interesse von RLB oder Hochegger ausging, das wusste Starzer damals nicht mehr.

Hochegger quittierte diese Aussagen beim Staatsanwa­lt mit der Frage: „Warum sollte ich ein Schloss kaufen wollen?“Seine Darstellun­g: Starzer habe ihm „vorgeschla­gen, ihm eine Liegen- schaft in der Obersteier­mark günstig anzubieten. Ich sollte diese dann zum Marktpreis verkaufen und damit meiner Provision verdienen.“Er habe Walter Meischberg­er davon informiert, der habe „den Vorschlag nicht wirklich als seriös empfunden“. Auch ihm selbst sei die Idee „absurd vorgekomme­n und nicht zweckmäßig“. pLiveticke­r Dienstag ab 9.30 Uhr auf

derStandar­d.at/CausaGrass­er

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Sieht aus wie in Bayern, ist aber in Eisenerz: Leopoldste­in, das in der Causa Buwog eine kleine, aber feine Rolle spielt.

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