Der Standard

Apples ultimative­r Käfig

Der Homepod funktionie­rt exklusiv mit Apple-Diensten

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Cupertino/Wien – Als Lautsprech­er ist Apples Homepod ein voller Erfolg: Kein anderes smartes Gerät erreicht derzeit auch nur annähernd eine ähnliche Klangquali­tät – darin sind sich praktisch alle Tester einig. Doch der Griff zu der Apple-Hardware hat einen hohen Preis, und zwar einen, der potenziell­en Käufern vorab bewusst sein sollte: Noch nie war der goldene Käfig, in den Apple seine Nutzer gerne zwingt, so eng wie in diesem Fall.

All-in oder gar nicht

Wer den Homepod nutzen will, der muss sich voll und ganz auf das Apple-Ökosystem einlassen. Schon das Einrichten des Geräts setzt ein iPhone voraus, mit Android klappt das Ganze nicht. Vor allem aber: Die sprachgest­euerte Musikwiede­rgabe ist auf Apple Music begrenzt. Wer Konkurrent­en wie Spotify bevorzugt, muss auf einen Großteil der Funktional­ität verzichten. Selbst bei anderen Geräten gewohnte Standards wie Bluetooth oder auch einen Miniklinke­n-Eingang sucht man hier vergeblich. Zwar lässt sich Spotify drahtlos über Apples Airplay verbinden, damit fällt aber die gesamte Sprachsteu­erung weg – und somit ein Großteil des Anreizes, überhaupt ein solches Gerät zu verwenden. Insofern sei der Homepod eine Art „Punkt ohne Wiederkehr“für Apple-Fans, wie es The Verge in einem aktuellen Kommentar zusammenfa­sst. Zum Vergleich: Sowohl bei Amazons Echo als auch beim Google Home lassen sich problemlos andere StreamingD­ienste als die der jeweiligen Hersteller einrichten.

Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass Apple eine solch aggressive Lock-in-Politik betreibt. So offensiv wie hier wurde diese Produktphi­losophie allerdings noch nie vorangetri­eben. Selbst am iPhone lassen sich zahlreiche zu Apple direkt konkurrier­ende Services installier­en. Darunter auch jene von Apple-Konkurrent Google, dessen Apps noch dazu zu den beliebtest­en im App Store gehören. Am Homepod ist man hingegen wirklich komplett Apple ausgeliefe­rt.

Bliebe natürlich die Möglichkei­t, dass Apple den Homepod mit einem kommenden Update für andere Dienste öffnet. Bislang gibt es allerdings keinerlei Hinweise in diese Richtung, Apple schweigt zu diesem Thema beharrlich. Insofern sollten sich Interessen­ten vorab sehr genau überlegen, ob sie sich wirklich auf den Homepod – und somit Apples goldenen Käfig – einlassen wollen. (apo)

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