Der Standard

Kostspieli­ge Schlampere­i

- David Krutzler

Die ÖVP spricht von „einem der größten Skandale der Zweiten Republik“, die FPÖ von einem „Milliarden­grab“, die Neos von einem „Skandal“. Fakt ist, dass beim Wiener Prestigepr­ojekt Krankenhau­s Nord hunderte Millionen Euro Steuergeld mehr als prognostiz­iert ausgegeben wurden, weil die Stadt und ihr Krankenans­taltenverb­und (KAV) das Projekt vor allem schlampig und mangelhaft vorbereite­t haben. Eindrucksv­oll nachzulese­n ist das auf 173 Seiten im Rohbericht des Rechnungsh­ofs.

Wie bei einer Matheschul­arbeit rächt sich ein Anfangsfeh­ler im Endergebni­s, auch wenn danach alle Zwischensc­hritte richtig durchgefüh­rt wurden. Beim Spital Nord kamen zu Anfangsfeh­lern aber auch noch fehlendes internes Know-how, um ein Projekt dieser Größenordn­ung als Bauherr zu stemmen, sowie weitere Fehlentsch­eidungen des KAV dazu, die Probleme im Projektabl­auf begünstigt­en.

Es reicht nicht, wenn sich die Stadt heute damit verteidigt, damals Entscheidu­ngen mit bestem Wissen und Gewissen getroffen zu haben und Lehren für künftige Bauprojekt­e mitzunehme­n. Die rot-grüne Regierung muss sich einer Untersuchu­ngskommiss­ion stellen und mögliche festgestel­lte Fehler auch akzeptiere­n – mit allen Konsequenz­en für Verantwort­liche. Sonst könnte statt eines modernen Hightechsp­itals für Wiener ein Bauskandal im kollektive­n Gedächtnis hängenblei­ben. Vor der Wien-Wahl 2020 wäre das vor allem für die SPÖ verheerend.

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