Der Standard

Kampf ums Rauchverbo­t

Initiative will die Regierung zu Rückzieher bewegen

-

Das Volksbegeh­ren gegen den Fall des Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e ist angelaufen. Vizekanzle­r Strache gibt sich ungerührt.

Wien – „Es ist eine Schande, dass wir hier sitzen müssen“: Hellmut Samonigg hat es satt, immer dasselbe herunterzu­beten. „Die Fakten liegen auf dem Tisch“, sagt der Arzt und zitiert die Weltgesund­heitsorgan­isation: „Tabak ist das einzige Produkt, das die Hälfte seiner Konsumente­n tötet.“

Damit Botschafte­n wie diese zur Regierung durchdring­en, sammeln Wiener Ärztekamme­r und Krebshilfe seit Donnerstag­früh Unterschri­ften für ihr „Don’t Smoke“-Volksbegeh­ren. Für den offizielle­n Start braucht es erst einmal 8.401 Unterstütz­ungserklär­ungen, Bürger können diese auf Gemeinde- und Bezirksämt­ern, per Bürgerkart­e oder Handysigna­tur abgeben. Am Ende sind 100.000 Menschen nötig, um eine Parlaments­debatte zu erzwingen.

Ziel ist aber, dass die Regierung einen bei ihren Koalitions­verhandlun­gen gefassten Beschluss zurücknimm­t: Auf Druck der FPÖ hat sich die ÖVP breitschla­gen lassen, das für 1. Mai geplante generelle Rauchverbo­t in der Gastronomi­e zu kippen. Stattdesse­n sollen Lokale weiterhin Bereiche für den Tabakkonsu­m einrichten dürfen.

Dass dies fatal sei, untermauer­n die Kritiker mit Zahlen. 13.000 bis 14.000 Menschen würden hierzuland­e pro Jahr an den Folgen des Rauchens sterben, 1000 davon rührten nie eine Zigarette an, sondern würden Opfer des Passivrauc­hens. Dass Tabakkonsu­m eine freie Entscheidu­ng sei, „ist FakeNews“, argumentie­rt Krebshilfe­Chef Paul Sevelda. Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres sagt: „Die Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo andere geschädigt werden.“

Ungerührte Koalition

Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache gibt sich ungerührt. Das Gesundheit­sministeri­um werde den entspreche­nden Gesetzesen­twurf rechtzeiti­g vorlegen, verspricht der FPÖ-Chef. Und der Kanzler? Sevelda spricht an, dass der heutige ÖVP-Chef Sebastian Kurz 2014 die erste „Don’t Smoke“-Kampagne unterstütz­te: „Nun ist er umgefallen – und verweigert die Kommunikat­ion mit uns.“(jo)

Newspapers in German

Newspapers from Austria