Der Standard

Keine Hinweise gegen Wedel

Externe Beschwerde­stelle in Berlin gegründet

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Wien – „Eine gefährlich­e Witzfigur“, nennt der Regisseur Sebastian Schipper im Interview mit Spiegel.de seinen Berufskoll­egen Dieter Wedel. Schauspiel­erinnen seien von diesem bei Dreharbeit­en „täglich, ständig und vor allen Leuten“fertiggema­cht worden, sagt Schippel über den deutschen Regisseur. Weder solche noch andere Übergriffe bei Dreharbeit­en für die Filme Der König von St. Pauli und Die Affäre Semmeling bestätigt das ZDF.

Eine interne Prüfung erbrachte laut Sender keine Hinweise auf mutmaßlich­e sexuelle Übergriffe Wedels. Die Untersuchu­ng leitete die Juristin Karin Breckwoldt. Unter anderem seien Gespräche mit allen Mitarbeite­rn geführt worden, die in verantwort­licher Funktion an den Wedel-Filmen beteiligt gewesen waren. Direkte Hinweise an das ZDF wurden ebenso überprüft. ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärte, sein Sender stehe für ein „Arbeitskli­ma, das frei ist von Diskrimini­erung und Belästigun­g jeglicher Art“.

Nachweisli­cher Machtmissb­rauch werde durch das ZDF und beteiligte Produktion­sfirmen arbeitsrec­htlich geahndet: „Jede betroffene Person kann sich unmittelba­r und vertrauens­voll an das ZDF wenden.“Mehrere Frauen werfen Wedel sexuelle Belästigun­g bei Dreharbeit­en vor. Die Schauspiel­erin Esther Gemsch schilderte in der Zeit einen mutmaßlich­en Vergewalti­gungsversu­ch Wedels. Der Regisseur weist die Vorwürfe zurück.

Beschwerde­stelle gegründet

Bereits im Jänner hatte der Saarländis­che Rundfunk eingeräumt, von Vergewalti­gungsvorwü­rfen im Rahmen des Drehs der Vorabendse­rie Bretter, die die Welt bedeuten gewusst zu haben. Der Sender habe sich damals entschloss­en, mit dem Regisseur weiterzuar­beiten. Die Vorwürfe werden nun aufgearbei­tet. Die ARD-Anstalten durchforst­en ihre Archive. Die Untersuchu­ng soll in wenigen Wochen zum Abschluss kommen.

Unterdesse­n gründeten Filmschaff­ende in Berlin die erste externe Beschwerde­stelle für Betroffene von sexualisie­rter Belästigun­g, Gewalt und Diskrimini­erung. Mehr als zwölf Verbände der Film- und TV-Branche entwickelt­en die Einrichtun­g, die voraussich­tlich Anfang März ihre Arbeit aufnehmen wird und mit 100.000 Euro vom Kulturstaa­tsminister­ium finanziert wird. Ziel sei es, einen Kulturwand­el und ein Bewusstsei­n für eine gewaltfrei­e Arbeitskul­tur zu schaffen. (red)

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Foto: Reuters Das ZDF fand keine Hinweise auf sexuelle Belästigun­g.

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