Der Standard

Die Aschermitt­wochspanne

- Ronald Pohl

Seit sechs Wochen ist die FPÖ als Regierungs­partei im Amt. Seither scheint kein Tag zu vergehen, an dem nicht der ORF das segensreic­he Wirken des dritten Lagers in ein offenbar zwiespälti­ges Licht rückt. Ulla Kramar-Schmidts wunderbare­r ZiB 2- Bericht über den politische­n Aschermitt­woch in Ried im Innkreis gab dafür ein leuchtende­s Beispiel.

Gefilmt wurden Mitglieder der Gesinnungs­gemeinscha­ft, die – wie alle Anhänger des gesunden Volksverst­andes – jedes Jahr derselben Meinung sind: Fisch muss schwimmen. Ein Heringssch­maus ist gut. Noch bekömmlich­er aber ist es, ihn nach Hausherren­art mit vielen Halben Bier abzulösche­n.

Vollends zur Entfaltung gelangt das Aschermitt­wochmahl nur, wenn der Herr Vizekanzle­r seine köstlichen Perlen der Polemik der Salatmasse vorsichtig untermengt. Dabei: Die Show stahl ihm heuer ausgerechn­et der oberösterr­eichische FPÖChef. Manfred Haimbuchne­r, ein mit nachdenkli­cher Miene gesegneter Vizelandes­vater, bat die Freunde um Festigkeit auch dann, wenn das freiheitli­che Hygienebed­ürfnis wieder einmal ins Kraut und von dort weiter in die Zivilgesel­lschaft hinübersch­ießt.

Mit dem Kärcher („Wunderts euch nicht!“) wolle man die Republik „kräftig durchwasch­en“. Sauber soll sie werden, die Fastenzeit, dann haben alle etwas davon, auch das Land und mit ihm seine größte Medienorge­l. Und weil der ORF in Sachen FPÖ zurzeit offenbar in einer hartnäckig­en Formkrise steckt, waren die Aschermitt­wochredner und ihre Reinigungs­appelle in der ZiB 2 nicht lippensync­hron.

So konnte man sich denken, was Strache gleich sagen würde. Auch wenn er es noch gar nicht ausgesproc­hen hatte. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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