Wenig Platz zwischen Freud und Leid
Nach dem Skeletonbewerb der Männer wurden veritable Wickel im österreichischen Verband publik. Zu bedauern ist auch der Lette Martins Dukurs, der leer ausging. Lokalmatador Yun Sung-bin holte Gold. Janine Flock liegt zur Halbzeit an zweiter Stelle.
Pyeongchang – Matthias Guggenberger hat bei seinen dritten Olympischen Spielen im Skeleton sein schlechtestes Ergebnis eingefahren. Der 33-jährige Tiroler, der zur Halbzeit an 16. Stelle gelegen war, musste sich am Freitag im Alpensia Sliding Centre nach vier Läufen mit Rang 18 begnügen. Der Sieg ging durch Yun Sung-bin an Südkorea. Es war das zweite Gold der Gastgeber.
Der 23-jährige Südkoreaner feierte einen überlegenen Start-ZielSieg und stieg damit zum Volkshelden auf. Mit dem Riesenvorsprung von 1,63 Sekunden holte Yun Gold vor dem unter neutraler Flagge fahrenden Russen Nikita Tregubow, der sich vom vierten Rang nach drei Läufen noch Silber sicherte. Bronze ging an den Briten Dom Parsons, der lettische Mitfavorit Martins Dukurs fiel vom zweiten Zwischenrang unmittelbar vor Bruder Tomass auf den „blechernen“vierten Rang zurück. Dukurs wurde von vielen bemitleidet, er gilt als der beste Skeletonfahrer des vergangenen Jahrzehnts, doch just Olympiagold blieb ihm verwehrt. 2010 in Vancouver unterlag er dem kanadischen Lokalmatador Jon Montgomery, 2014 in Sotschi dem russischen Lokalmatador Alexander Tretjakow, einem der Verdächtigen im Staatsdopingskandal.
An Yun wäre Dukurs so oder so nicht herangekommen. Der Südkoreaner war mit zwei Start- und Bahnrekorden in Folge perfekt gestartet und baute seinen Vorsprung sukzessive aus. Für den Vize-Weltmeister von InnsbruckIgls 2016 war es nach seinem ersten Weltcup-Gesamtsieg dieses Jahr der erste große Titel. Keiner hatte auf dem Olympiakurs so viele Läufe in den Beinen wie der Lokalmatador.
Im letzten Lauf schraubte Yun mit 50,02 Sekunden den Bahnrekord schon zum dritten Mal herunter, und gut 7000 Fans dankten es dem ersten asiatischen SkeletonOlympiasieger mit Riesenjubel. Yun gilt als Allroundtalent, er soll auch im Gewichtheben stark sein. Gut möglich, dass man ihn in einer anderen Sportart wiedersieht.
Österreichs einziger Vertreter war natürlich unzufrieden. Guggenberger hatte sein bisher bestes Olympiaergebnis, Rang acht 2010 in Vancouver, um zehn Ränge verfehlt. „Der erste Lauf war eine Katastrophe, da habe ich die Kurve zwei verpatzt. Der zweite war okay. Ich merke einfach, dass mir gegenüber der Konkurrenz Fahrten fehlen. Man merkt, dass ich im Herbst nicht da war und wir von den Betreuern her nicht so gearbeitet haben wie die großen Nationen“, sagte er. „Ich muss das abhaken. Das waren nicht meine besten zwei Tage.“
Für ihn sind die dritten Spiele vorbei, doch im Herzen fuhr er noch vier weitere Läufe weiter. Der Lebenspartner von Medaillenhoffnung Janine Flock hatte schon am Freitag die Gelegenheit, die Daumen zu drücken, am Samstag (12.20 und 13.45 Uhr MEZ) hat er sie wieder. Eine Medaille ist in Reichweite, zur Halbzeit liegt Flock an zweiter Stelle, nur 0,02 Sekunden hinter der Deutschen Jacqueline Lölling.
„Nicht tragbar“
Harsche Kritik an der heimischen Verbandsführung ist Guggenberger schon am Freitag losgeworden. „Unter diesen Voraussetzungen fahre ich sicher nicht weiter. Seit der neue Sportdirektor da ist, ist es die letzten zwei Saisonen nicht tragbar“, sagte er. „Wir haben uns das Überseetraining immer selbst zahlen müssen, wir haben bis heute kein Essensgeld gekriegt, und wir müssen uns sogar bei den Olympischen Spielen den Therapeuten zu zweit selbst zahlen. Ich glaube, da spricht nichts für den Verband.“
Perspektive könnte – nach deutschem Vorbild – eine Fusionierung des erfolgreichen Rodelverbands mit dem defizitären Bob- und Skeletonverband sein. „Darauf hoffe ich“, sagt Guggenberger. (red, sid, APA)